Projekt: “Wer wird Millionär“-Kandidat Karl Heinz Reher schreibt ein Buch über die Pestalozzi-Stiftung

. In einem Alter, in dem die meisten Menschen seit zwei Jahrzehnten als Rentner leben, nimmt der 87-jährige Karl Heinz Reher immer wieder neue Projekte in Angriff. Der Aumühler ist seit dem Frühjahr vielen Fernsehzuschauern bekannt durch seinen Auftritt in Günther Jauchs Sendung "Wer wird Millionär?". Zur Million hat es zwar nicht gereicht, aber der gebildete Rentner hat das Studio mit einem Gewinn in Höhe von 125 000 Euro verlassen. Jetzt ist Reher unter die Buchautoren gegangen. "Im Strom der Zeit" heißt sein erstes Werk, in dem er die Geschichte der Pestalozzi-Stiftung Hamburg erzählt.

Die Pestalozzi-Stiftung wurde 1847 von der Freimaurer-Loge "Zur Brudertreue" gegründet mit der Aufgabe, "Kinder zu retten, die durch das Leben ihrer Eltern als verwaiset zu betrachten waren". Die Stiftung gehört damit zu den ältesten sozialen Einrichtungen der Hansestadt. Heute präsentiert sie sich als ein moderner Träger der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.

Karl Heinz Reher kam selbst im Alter von zehn Jahren in das Haus und hat hier seine Kindheit und Jugend verbracht. "Ich war ein lebhaftes Kind, fast schon dominant", beschreibt er sich. Sein Vater, der als kaufmännischer Direktor im Stahlhandel in Den Haag gearbeitet hat, starb, als der kleine Karl Heinz drei Jahre alt war. Seine Mutter Louise kehrte 1930 mit ihrem einzigen Sohn nach Deutschland zurück und lebte dort über ihre Verhältnisse. "Wir sind jeden Tag essen gegangen, gekocht hat meine Mutter nie", erinnert er sich. Ihren aufwendigen Lebensstil hat sich die Mutter mit Wertpapieren finanziert, die ihr Mann ihr hinterlassen hat. Durch den Börsencrash in den 30er-Jahren verloren die Papiere schnell an Wert. Die Mutter, die nie gearbeitet hat, sei mit ihrem Kind überfordert gewesen. "Sie hat von der Pestalozzi-Stiftung gehört und mich dort angemeldet", erzählt er. Im Haus der Stiftung in Hamburg-Wohldorf habe er sich sehr wohl gefühlt, das Heimweh ließ schnell nach und als Einzelkind erlebte Reher eine Kindheit mit 40 anderen Jungen und Mädchen. "Das Gelände war 80 000 Quadratmeter groß, es gab einen Wald, eine Wiese und einen Obstgarten - ich habe dort eine schöne Zeit verbracht." Seine Mutter hat er an den Wochenenden besucht. "Ich bin meiner Mutter bis heute dankbar, dass sie diese Entscheidung getroffen hat. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre", meint Reher rückblickend.

Nach dem Abitur hat er zunächst Volkswirtschaftslehre studiert und als Journalist gearbeitet, bevor ihn der Berufsweg ins Controlling führte. Journalistisch war er immer nebenbei tätig. Der Pestalozzi-Stiftung fühlt er sich bis heute verbunden, der Kontakt zu seinen besten Freunden aus Kindertagen ist nie abgerissen. Als vor einigen Jahren die Bitte an Reher herangetragen wurde, das Archiv der Stiftung aufzubauen, hat er diese Aufgabe gerne übernommen. "Das war mein Dank für die schöne Zeit in Wohldorf", meint er bescheiden.

Bei der Recherche für das Buch stieß er im Archiv auch auf die Beurteilung, mit der er als Zehnjähriger aufgenommen wurde. "Ich wurde damals sehr positiv bewertet, meine Mutter dagegen sehr negativ", berichtet er.

Als Karl Heinz Reher mit dem Archiv fertig war, wuchs die Idee, ein Buch zu veröffentlichen. Dreieinhalb Jahre lang hat das Projekt den Aumühler beschäftigt. Jetzt hält er stolz sein Werk in der Hand. Auf 353 Seiten und mit vielen Fotos versehen, erzählt er die Geschichte der Pestalozzi-Stiftung. "Im Strom der Zeit" ist im Christians Verlag erschienen.