Buslinie 235: Endhaltestelle verlegt, Fahrten zum S-Bahnhof Reinbek ausgedünnt

Bis zum Fahrplanwechsel vor wenigen Tagen haben die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) die Buslinie 235 in Eigenregie betrieben. Zuletzt mit einem hohen Defizit. Das wollte die Hansestadt als einziger verbliebener Gesellschafter nicht mehr tragen. Der Kreis Herzogtum Lauenburg hat angesichts eines Zuschussbedarfs von 260 000 Euro pro Jahr entschieden, das Angebot auszudünnen. Auch Proteste aus Wentorf, dass damit Neubürger und viele Eltern, die ihre Kinder von Schule und den Kitas abholen, das Nachsehen haben, wird daran vorerst nichts mehr ändern.

Erst wenn neue Fahrgastzählungen ergeben, dass die Linie wieder stärker genutzt werde, könne darüber neu diskutiert werden, sagt Karsten Steffen, Sprecher des Kreises. Denn auch nach dem ausgedünnten Takt müsste der Kreis als Kostenträger 160 000 Euro jährlich für den Betrieb der Linie 235 zuzahlen.

Erbost hatte sich Klaus-Ulrich Tempke schriftlich an die VHH gewandt: "Mit der Fahrplanänderung zum 14. Dezember haben Sie bei Bussen ab Bergedorf, die nur bis Wentorf fahren, eine Änderung der Endhaltestelle vorgenommen. Im Namen meiner gesamten Familie und zahlreicher weiterer Busfahrgäste möchte ich mich hierüber beschweren."

Hintergrund seines Protestschreibens: Bisher war die Endhaltestelle für Busse, die nicht zum S-Bahnhof Reinbek weiter fahren, am Petersilienberg (ehemals Achtern Höben). Nun ist diese bereits Am Grotensahl, ärgert er sich und gibt zu bedenken: "Das gesamte Neubaugebiet Langer Asper mit seinen etwa 1000 Neubürgern wird auf diese Weise abgeschnitten, ebenso Eltern, die bei der Grundschule an der Haltestelle Wohltorfer Weg nachmittags ihre Kinder abholen wollen." Unzumutbar beeinträchtigt seien auch zahlreiche Anlieger, vor allem jene, die in den Hochhäusern am Wentorfer Kreisel (Reinbeker Weg) wohnen.

Das Kostenargument lässt der Wentorfer nicht gelten: "Dann könnte man ja gleich sagen, dass am allermeisten gespart wird, wenn alle Leistungen eingestellt werden." Er ärgert sich auch, dass die Fahrgäste noch nicht einmal über die Verlegung informiert wurden; "Wir standen mit vielen Fahrgästen im Bus und fragten uns, warum fährt der jetzt in den Grotensahl, sind wir im falschen Bus?"

Einspruch von Politik und Verwaltung vermisst

Eine erhebliche Qualitätseinschränkung quasi über Nacht einzuführen, sei eine schleichende Verschlechterung in der Infrastruktur. "Ich vermisse den Einsatz unserer Kommunalpolitiker und der Verwaltung für ihre Bürger", sagt Tempke, der auch als Schiedsmann ehrenamtlich für die Gemeinde arbeitet.

Kreissprecher Steffen hält entgegen, dass die Linie 235 weiter im Zehnminutentakt bis zur Haltestelle Grotensahl fährt und von dort alle 20 Minuten ein Bus weiter bis nach Reinbek. Die Taktausdünnung sei gerechtfertigt, da nach Zählungen nur vier bis fünf Nutzer bis zur Endhaltestelle gefahren waren. Im Gegenzug wurden einige Spätfahrten nach Reinbek verlängert.

Wenn der Busfahrer jetzt an der ehemaligen Endhaltestelle einen längeren Stopp macht, dann kann das daran liegen, dass er das Toilettenhäuschen aufsucht. Es wurde dort extra für Mitarbeiter aufgebaut. Anders als der Endhaltepunkt wurde es zum Fahrplanwechsel nicht verlegt.