A 24 gesperrt: Aus Sicherheitsgründen zieht der Landesbetrieb den Abriss der 76 Jahre alten Bauwerks vor

76 Jahre stand sie da. Zunächst nur einfach so, ohne jede Verkehrsbelastung, dann seit den 1980er-Jahren führte die Trasse der Autobahn 24 unter ihr durch, über sie fuhren die Treckergespanne: Die Rede ist von der markanten Ziegelgewölbebrücke am Kronshorster Weg, die zwischen den Anschlussstellen Reinbek und Witzhave die A 24 überbrückt hat - bis zum Wochenende. In einem wahren Kraftakt wurde das massive Bauwerk mit fünf Baggern in nur 48 Stunden seit Freitagnacht in ihre Einzelteile zerlegt. 600 Kubikmeter Schutt wurden abtransportiert.

Wie berichtet war die Brücke nicht mehr sicher. Mehrfach fielen Steinbrocken aus der Konstruktion. Der Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV) Lübeck zog den ohnehin geplanten Abriss deshalb vor. Nur: Ein Ersatzneubau kann frühestens Mitte 2015 begonnen werden. "Da stecken wir noch mitten in den Planungen", berichtet Christian Grobert vom LBV. Die Bauzeit dürfte dann etwa ein Jahr betragen. Für Anwohner und vor allem die Landwirte, die die Brücke als Abkürzung zwischen Büchsenschinken und der Siedlung Kronshorst genutzt haben, bedeutet das einige Umwege, etwa über Stemwarde.

Die Mitarbeiter der Rostocker Abrissfirma Büchert gaben mit ihren leistungsstarken Baggern richtig Gas. Zunächst schaufelten sie Erde von den Böschungen der Widerlager auf die zwischen Reinbek und Witzhave in beide Richtungen voll gesperrte Autobahn. "Als Polster, um die Fahrbahn der Autobahn vor Beschädigungen beim Abriss zu schützen", erklärte Grobert. Danach ging es dann richtig los. Mit großformatigen Meißeln und Scheren wurden das Mauerwerk und die Stahlbewehrung zerkleinert. "Der Beton ist ganz schön hart, daher ist der Abbruch schon anspruchsvoll, aber wir schaffen das in der vorgegebenen Zeit", sagte Siegfried Stoll, der Projektleiter der Firma Büchert. 48 Stunden hatte der LBV den Spezialisten Zeit gegeben.

Die Scheren knabberten sich durch den Stahl, der Meißel hämmerte das Mauerwerk auseinander. Immer neue Brocken fielen ins Sandpolster. Gebaut wurde die markante Brücke ursprünglich, um die "Reichsautobahn 44" zu überbrücken - kriegsbedingt war die nie fertig gestellt worden.

1982 wurde die Autobahn von Hamburg nach Berlin freigegeben. Die Brücke am Kronshorster Weg war die vorletzte aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Die letzte steht nahe Barsbüttel.

Grobert schätzt, dass die Bauarbeiten zur endgültigen Beseitigung der beiden Widerlager noch zwei Wochen dauern werden. "Das sorgt aber auf der Fahrbahn für keine Beeinträchtigungen."

Das Baumaterial hatte der LBV vor dem Abriss analysieren lassen. "Wir haben keine Schadstoffe festgestellt, Steine und Beton können wieder für Straßen- und Wegebau genutzt werden", sagte Bernd Broska vom LBV. Kosten der Abriss-Aktion: 75 000 Euro - und jede Menge Staus. Vor den gesperrten Anschlussstellen, auf der K 80 und der L 94, staute sich der Verkehr am Sonnabend und Sonntag jeweils auf mehrere Kilometer.