Immobilie: Finanzministerium versteigert meistbietend - Politiker stimmen derzeit nur Schulnutzung zu

Die Sprachheilschule an der Golfstraße ist seit Oktober im wahrsten Sinne leer gefegt. Denn dort, wo noch im Sommer fröhliche Kinder über den Rasen tobten, huschen jetzt allein Eichhörnchen über das Gelände. Nach mehr als 50 Jahren hatte das Bildungsministerium die zentrale Landesförderung für Kinder mit Sprachschwierigkeiten eingestellt, setzt nun auf dezentrale Förderung an regulären Schulen. Das Gelände selbst möchte das Land zu Geld machen, bietet es offensiv als Immobilie an. Ein 103 000 Quadratmeter großes Traumgrundstück mit denkmalgeschütztem Park und 9000 Quadratmeter Hof- und Gebäudefläche - mitten im Wald vis-à-vis des traditionsreichen Wentorf-Reinbeker-Golfclubs.

Offiziell nennt das Finanzministerium, in dessen Zuständigkeit das Gelände samt Gebäuden nun liegt, keine Verkaufssumme. "Es ist ein offenes Verfahren, bei dem es kein Mindestgebot gibt", sagt Pressesprecher Eugen Witte. Unter der Hand kursiert in politischen Kreisen eine Summe von rund zehn Millionen Euro. Die erste Gebotsrunde endet am 5. Dezember.

27 Interessenten haben sich bereits beim Land gemeldet. "Die meisten aus dem Bereich Wohnen", so Eugen Witte. Dass in exponierter Lage Eigentums- oder Mietwohnungen entstehen könnten, trifft in Wentorf indes auf wenig Gegenliebe. Das Gelände liegt im Außenbereich, ist nur über eine kleine Straße zu erreichen. Der größte Knackpunkt: Der Flächennutzungsplan sieht vor, dass es ausschließlich für Bildungszwecke, sprich eine Schule, genutzt werden darf. Und das soll auch so bleiben. "Wir werden ausschließlich einer schulischen Nutzung zustimmen. Diese Entscheidung ist schon vor rund 30 Jahren gefallen und wir halten an ihr fest, weil sie richtig ist", sagt UWW-Chef Hans-Joachim Hass und liegt damit auf einer Linie mit allen anderen Parteien. Allein die FDP kann sich vorstellen, sich von einer anderen guten Idee überzeugen zu lassen. "Gibt es ein Konzept, das den Charakter des Geländes und die Umgebung berücksichtigt, können wir darüber reden", sagt FDP-Chef Günter Weblus. Als Beispiel nennt er Seniorenwohnungen.

"Das Vorgehen des Finanzministeriums löst bei allen Unverständnis aus. Wir hätten uns gefreut, wenn es uns vorher kontaktiert und nach unserer Meinung gefragt hätte", sagt Grünen-Chef Dirk Petersen. Besonders schockiert die Politiker, dass ein Investor ihres Wissens nach kein Rücktrittsrecht hat. Er würde kaufen und scheiterte am Ende möglicherweise an der Gemeinde, die seine Pläne missbilligt. Um das zu verhindern, geht Bürgermeister Mathias Heidelberg dem Ministerium nun einen Schritt entgegen und bietet an, dass die Gemeinde sich vor Vertragsabschluss die Pläne der drei Höchstbietenden anhört und dann eine Empfehlung ans Ministerium abgibt.

"Sollte das Ministerium versuchen, uns irgendwie unter Druck zu setzen, scheuen wir uns nicht, vor Gericht zu gehen", zeigt sich der CDU-Fraktionsvorsitzende Harro Vogt schon jetzt kämpferisch.