Reinbek (kb). Kaum geht die Temperatur im Spätherbst Richtung Gefrierpunkt, ist nachts im Klosterbergenwald der Teufel los.

Gleich kleinen, weißen Gespenstern flattern Falter - Spannweite etwa 2,5 Zentimeter - durch den Lichtkegel der Taschenlampe. Oder sie hocken an der windgeschützten Seite der Bäume, die Jungs, und warten. Denn es ist Brautschau bei den Frostspannern.

Mit Schönheit können die sehnsüchtig erwarteten Damen nicht punkten. Ihr Duft macht sie unwiderstehlich. Durch verkümmerte Flügel flugunfähig, marschieren sie auf kräftigen Beinen aus dem Laub den Stamm hoch, um erst für die Erhaltung ihrer Art zu sorgen und dann das Zeitliche zu segnen. Der Nachwuchs überwintert als Ei in Rindenritzen.

Im Frühjahr geht's dann richtig los. Es entwickeln sich gefräßige Räupchen, die sich an feinen Spinnfäden vom Wind durch die Lüfte tragen lassen. Eine große Truppe kann - zum Leidwesen der Förster und Obstbauern - schon mal mittlere Eichen, Buchen, Ahorne oder auch Obstbäume kahl fressen. Leimringe machen den Falterdamen den Garaus.

Ist die Raupe übers Frühjahr keinem Vogel zum Opfer gefallen, hat sich moppelig rund gefressen und verpuppt, schlüpft zum ersten Frost die nächste Generation, und die Männchen sind wie kleine Gespenster im Wald unterwegs.