Reinbek (amü). 92 Prozent der Mädchen nutzen nach dem “Bravo Trend Monitor 2014“ Facebook.

Sie tauschen sich über das Kontaktforum mit Freunden aus, posten Fotos oder finden neue Freunde. Wenn sie eine Anfrage akzeptieren, erfahren die neuen "Freunde" alles über sie - und das kann fatale Folgen haben. Das Internet bietet sogenannten "Loverboys" eine ideale Eintrittspforte in die Welt junger, argloser Mädchen. Über die Maschen der Kriminellen informiert die pensionierte Kriminalbeamtin Bärbel Kannemann am Donnerstag, 27. November, ab 15 Uhr im Gartensaal des Schlosses. Der Eintritt ist frei.

700 Betroffene haben sich bereits bei ihr gemeldet

In einer holländischen Fernsehsendung hatte die 66-Jährige das erste Mal den harmlos klingenden Begriff gehört und mit einer Mutter gesprochen, die ihre 13-jährige Tochter vermisst. Seitdem lässt sie das Thema nicht mehr los. Seit die engagierte Kriminalistin vor fünf Jahren den Verein "No Loverboys" gegründet hat, informiert sie über das Internet, in TV-Auftritten oder in Vorträgen über das Thema. "700 Betroffene haben sich in dieser Zeit bei mir gemeldet", sagt sie. Dass junge Männer gezielt nach minderjährigen Mädchen suchen, sie umgarnen, sie manipulieren, um sie gefügig zu machen und dann zur Prostitution zu zwingen, passiere überall. "Auch viele Orte in Schleswig-Holstein sind betroffen. Gerade dort, wo nichts los ist, werden die meisten Kontakte über das Internet geknüpft", weiß sie.

Und das ist die Masche der Loverboys: Sie überhäufen die Mädchen mit Geschenken, sind scheinbar liebevoll, schenken ihnen Aufmerksamkeit. Flirts, Alkohol, Drogen - schleichend entfremden die Männer so die Mädchen von ihrer Umgebung, bis sie emotional und finanziell von ihnen abhängig sind. Vor allem im Alter von zwölf bis 16 Jahren seien die Mädchen leicht zu manipulieren.

"Dabei geht es nicht nur um Prostitution, sondern auch um Drogengeschäfte", beschreibt Kannemann die Dimension des Problems, über das sie generelle Information für alle liefern möchte, die vor dem Thema Prostitution mit Minderjährigen nicht die Augen verschließen wollen.