Flüchtlingshilfe: Mehr als 60 Bürger wollen sich engagieren

Mit 20 Teilnehmern hatten sie gerechnet. Mehr als dreimal so viele Gäste fanden sich im Gartensaal des Schlosses ein. Ein Erfolg für die Jugendlichen des Jugendzentrums (JuZ) samt Leiter Michel Richter-Brehm. Sie hatten zum "Runden Tisch Asyl" eingeladen. Das Ziel war, eine erste Koordination unter jenen Bürgern zu schaffen, die sich für Flüchtlinge engagieren möchten.

Die Hilfe wird gebraucht. Denn wie der Leiter des Amtes für Bürgerangelegenheiten, Torsten Christ, mitteilte, wird Reinbek nicht nur 100 Asylsuchende in 2015 zusätzlich aufnehmen sondern sogar 150. Und nur eine Vollzeitkraft kann die Stadt für die Betreuung der dann rund 250 Flüchtlinge bereitstellen.

Im Publikum fanden sich Gäste, für die derartiges Engagement kein Neuland ist: Bürgermeister Björn Warmer, der gerade die Initiative "Wir sind Reinbek - Unsere Stadt mit Flüchtlingen" ins Leben gerufen hat, Karin Wisch aus Ammersbek, die in ihrem Heimatort in einem Freundeskreis für Asylbewerber mitarbeitet, Lokalpolitiker wie Ursula Krüger von den Reinbeker Grünen oder Verena Tunn, die wegen ihres Engagements für Lampedusa-Flüchtlinge als "Mama Afrika" bekannt wurde.

Unters Publikum mischten sich aber auch Interessierte wie Anwohner aus dem Jahnckeweg. Sie setzen eher auf Nachbarschaftshilfe als organisierte Netzwerke. "Wir haben Kontakt zu den Flüchtlingen über unsere Kinder geknüpft. Sie gehen zur selben Grundschule", erklärte Nicolai O'Swald. So zielten seine Fragen auf sein Umfeld ab: "Wir wissen nicht: Bleiben die Familien denn in Reinbek oder ziehen sie bald wieder weg? Das zu wissen wäre gut für die Art der Hilfe, die wir leisten können." Außerdem habe er gehört, dass man kein Geld für die Flüchtlinge sammeln dürfe. O'Swald: "Wie sieht das denn rechtlich aus?"

Christ entgegnete, dass die Flüchtlinge in Reinbek materiell gut versorgt seien. "Was sie brauchen, sind vor allem Deutschkurse und Mietwohnungen", sagte er. "Bei Deutschkursen muss man wissen, welche Sprachkenntnisse die jeweiligen Flüchtlinge haben und welches Niveau man ihnen beibringen soll", sagte beispielsweise Thilo von Bose. Auch das Suchen nach Mietwohnungen für Flüchtlinge sei das Bohren dicker Bretter. Dazu Karin Wisch: "Viele Makler schließen Asylsuchende gleich von vornherein aus. Da kann man manchmal verzweifeln." So einigte sich der "Runde Tisch", dass die Ehrenamtlichen Schulungen benötigen. Um das interkulturelle Verständnis zu fördern und das Angebot abzustimmen, bedürfe es einer Koordinierungsstelle.

Wie die aussehen könnte, wird beim nächsten "Runden Tisch Asyl", morgen um 18.30 Uhr im Rickertsenhaus (Schulstraße 7) besprochen. Die Kontaktaufnahme ist über E-Mail möglich unter willkommen@reinbek.landsh.de oder unter der Rufnummer (040) 727 50 309.