Reinbek (lr). Eigentlich ist Sven Großer auf der Suche nach Schätzen: Porzellanfiguren, Nierentische und antike Schreibmaschinen sind im besten Fall Dinge, die er bei seinen Wohnungsentrümpelungen entdeckt.

Für viele Mitbringsel findet seine Chefin Cecilie Gryselka in ihrem Gebrauchtwarenladen in Reinbek Käufer. Bei einer Entrümpelung in Hamburg machte der 30-Jährige aber einen beängstigenden Fund: Laut Landeskriminalamt (LKA) eine Werfergranate, einige Kilo schwer und ziemlich verrostet. "Sie war versteckt zwischen Regenschirmen, ganz hinten in der Ecke des Kellers", berichtet er.

Wie reagiert man, wenn man so ein Geschoss findet? Darauf hatte Sven Großer auch keine Antwort. "Ich habe die Granate sachte hochgehoben." Ob er besorgt darum war, dass sie noch scharf sein könnte? "Nein. Irgendwer muss sie dort ja auch hingelegt haben", mutmaßt er. Kurzerhand legte Sven Großer seinen Fund in eine Decke gewickelt in den Wagen und brachte ihn ins Lager von Cecilie Gryselka.

Eine leichtsinnige Reaktion, weiß Stefan Jung: "Die Waffe sollte man nicht berühren und sofort die Polizei anrufen, die dann den Kampfmittelräumdienst verständigt", erklärt der LKA-Pressesprecher.

Noch skurriler als der Fund ist der Weg, über den die Granate schließlich an den Kampfmittelräumdienst gelangte. "Bei einer Entrümpelung zuvor hatten wir schon Elektro-Taser und Luftpistolen entdeckt", erzählt Cecilie Gryselka. Weil das der erste Fund dieser Art war, brachte eine Mitarbeiterin die Waffen zur Kripo Reinbek. "Dort hat sie gefragt, was wir mit der Granate machen sollen, die noch bei uns im Lager lag", erzählt Gryselka. "Uns war nicht klar, dass auch solche Waffen vom Kampfmittelräumdienst weggeschafft werden müssen", gesteht sie ein.

"Auch wenn die Granate schon detoniert ist, birgt ihr Inhalt eine gewisse Gefahr und sollte nicht in zivile Hände geraten", betont Stefan Jung vom LKA. Der Kampfmittelräumdienst hat die Granate nun abgeholt, wird sie untersuchen, den Sprengkopf entfernen und alles einschmelzen lassen.

Woher die Granate kommt, kann auch Cecilie Gryselka nur raten. Über ihre Kunden dürfe sie schließlich nichts verraten: "Möglicherweise hat sie ein ehemaliger Soldat aus seiner Zeit beim Bund als Erinnerung behalten." Denn laut LKA stammt die Granate nicht aus dem Zweiten Weltkrieg.