Klosterbergenfriedhof: Verwalterin reagiert auf neue Trends in der Bestattungskultur

Der große alte Friedhof in der Stadtmitte ist im Wandel. Es gibt einen Rosen- und einen Baumgarten, für den Naturschutz eine Blumenwiese und peu à peu immer mehr freie Rasenflächen, die neue Sichtachsen präsentieren. Leichtigkeit ersetzt die strengen, mit hohen Buchs- oder Thuja-Hecken begrenzten Gänge. Fast macht sich im historischen Teil an der Klosterbergenstraße ein Parkcharakter breit. Gibt es keine Nachfrage nach diesen Grabstellen nahe der Klosterbergenstraße? Oder soll hier etwas Neues entstehen? Grund genug, bei Verwalterin Annegret Habel nachzufragen.

Die 39-jährige Landschaftsarchitektin lenkt die Geschicke der beiden Reinbeker Friedhöfe seit drei Jahren, hat ihren Traumjob gefunden, sagt sie. Und sie geht mit Kreativität und Fachwissen an die Arbeit. Das bedeutet, neben der Wirtschaftlichkeit muss sie die sich ändernden Wünsche der Menschen berücksichtigen, Trends erfassen und Visionen für das künftige Erscheinungsbild entwickeln.

"Genauso wie sich die Bestattungskultur vor gut 30 Jahren änderte, als Krematorien entstanden und Urnenbestattungen möglich wurden, müssen wir heute der größeren Mobilität Rechnung tragen. Viele Menschen möchten ihren Angehörigen die Pflege ihrer Grabstelle nicht zumuten oder die Hinterbliebenen sind nicht vor Ort und können sich nicht kümmern. Daraus entsteht eine große Nachfrage nach Vorsorgepaketen", erläutert Habel. "Der sind wir bislang mit dem Rosen- und dem Baumgarten für Urnenbestattungen nachgekommen." Den einen zieren Rosen und Steine. Im Baumgarten finden sich die Namen der Verstorbenen auf bronzenen Blättern, die gleich fallendem Laub an Eichenstelen befestigt sind.

Generell sei hier die Pflege für 20 Jahre, der Urnenruhezeit, eingeschlossen. Nun stellt Annegret Habel aber eine wachsende Nachfrage nach ähnlichen Vorsorgepaketen in Verbindung mit einer Erdbestattung fest. "Dafür wären die freien Flächen geeignet. Im historischen Teil, aber auch nordwestlich der Kapelle könnten Erdgrab-Gemeinschaftsanlagen entstehen", sagt sie und weiß um die Sperrigkeit des Wortes. "Das wäre eine Anlage analog zum Rosen- oder Baumgarten. Nur dort würde es - genauso gepflegt und betreut - statt Urnen- eben Erdbestattungen geben." Zurzeit seien Partnergräber angedacht. "Dabei können sich Geschwister, Freunde, Paare zusammentun. Man kann auch ein halbes nehmen", erläutert sie. "Aber das muss noch durchdacht werden. Erst einmal werden beide Areale freigehalten."

Parallel zu diesem Trend sieht sie aber, dass auch jüngere Leute sich für größere Grabstellen interessieren. "Wir leben alle rund um die Welt verstreut. Das Familiengrab in Reinbek soll unser Angel- und Ankerpunkt sein", habe man ihr erklärt. Darüber freut sie sich. Vielleicht wird so auch das eine oder andere historische Grab, wie das kleine Mausoleum der Familie Giese, einen "Paten", also einen neuen Nutzer finden.

Das würde auch helfen, den Friedhof mehr ins Bewusstsein der Reinbeker zu rücken. "Denn es ist ein schöner und grüner Ort mitten in der Stadt", wirbt sie. Wer mag, kann sich davon am Dienstag, 9. Dezember, ein Bild machen. Ab 18 Uhr wird die Kapelle zum Ort des lebendigen Adventskalenders. Der Friedhof wird beleuchtet sein und hinter der Kapellentür wartet eine Überraschung auf die Besucher.