Koch als Traumberuf: Ahmet-Can Süngü (16) verfolgt große Ziele

Wenn andere Jugendliche am Computer spielen, sieht er sich Filme über Molekularküche an. Ahmet-Can Süngü ist den meisten seines Alters einen großen Schritt voraus: Der 16-Jährige hat seinen Traumberuf bereits gefunden. Seit August wird er im Waldhaus Reinbek zum Koch ausgebildet und weiß genau, worauf er sich in dem 5-Sterne-Hotel eingelassen hat: "In der Küche herrscht immer Stress, ein rauer Ton und an Feiertagen müssen wir auch arbeiten", sagt er. Wie selbstverständlich fällt dennoch das Wort "atemberaubend", sobald der ambitionierte Azubi von der Arbeit erzählt. Derzeit lernt er in der Patisserie, bereitet Schokoladenmousse und Torten zu. "Man kann so kreativ sein, das ist wie beim Malen", schwärmt Ahmet-Can Süngü. Die Arbeitszeiten schrecken ihn nicht ab. "Wer wirklich Koch werden möchte, der nimmt das in Kauf."

Viele wollen das offenbar nicht. Köche werden bundesweit händeringend gesucht. "Es gibt reichlich offene Stellen", betont Klaus-Dieter Schmidt von der Industrie- und Handelskammer Lübeck. Die Abbrecherquote bei Köchen sei hoch, liege zwischen 30 und 40 Prozent. "Einige wechseln nur den Betrieb. Andere erkennen, dass der Beruf nicht immer so ist, wie bei den Fernsehköchen. Es ist heiß und hektisch in der Küche", sagt Schmidt. Bewerber müssten deshalb bei Stress belastbar sein.

"Und man muss sich für Lebensmittel interessieren", fügt Azubi Ahmet-Can Süngü hinzu. Er habe zuvor unterschätzt, was an Wissen gefordert wird. Zweimal die Woche besucht er die Berufsschule in Lübeck. Dort lernt er nicht nur etwas über die Herkunft von Fleisch, Fisch und Gemüse, sondern auch wie hygienisch er arbeiten muss und wie er Mengen und Preise kalkuliert. "Das Wichtigste ist der Ehrgeiz", sagt der Azubi.

Dass er den besitzt, hat der türkischstämmige Jugendliche aus Neuallermöhe bereits bewiesen. Weil er seine Eltern und vier kleinen Geschwister gelegentlich bekochte, absolvierte er sein Praktikum während der 9. Klasse im Zollenspieker Fährhaus. "Es war so toll, obwohl ich fast immer das Geschirr spülen musste." Die Sommerferien verbrachte er dort als Aushilfe. "Damit ich mir ganz sicher sein konnte, dass ich das wirklich will", sagt er und wirkt dabei ganz erwachsen. Obwohl seine Mutter wegen der Arbeitszeiten dagegen war, ließ Ahmet-Can Süngü nicht locker.

In seinem letzten Schuljahr an der Gretel-Bergmann-Schule lernte er die Jobpaten kennen, eine Initiative der Buhck-Stiftung, die jungen Zuwanderern den Einstieg ins Berufsleben erleichtert. Ahmet-Can Süngü nutzte die Chance und meldete sich bei einem Jobpaten. Dieser verschaffte seinem Schützling über Kontakte ein Praktikum im Waldhaus. Nach drei Wochen stellte ihm Chefkoch Christian Dudka nur eine Frage: "Weißt du, worauf du dich einlässt?" Für Ahmet-Can Süngü war die Antwort klar. Eine Woche später lag der Ausbildungsvertrag in seinem Briefkasten.

Seit drei Monaten nun fährt der 16-Jährige von Allermöhe nach Reinbek zur Arbeit. "Ganz egal, ob es mir gut oder schlecht geht, auf die Arbeit freue ich mich immer. Daran erkenne ich, dass es das Richtige ist."

Und er greift nach den Sternen: Sein Traum ist es, Schiffskoch zu werden und Kulturen kennenzulernen. Sein Vorbild: Jamie Oliver. Der britische Starkoch reist seit Jahren um den Globus und eignet sich landestypische Kochkünste an. Auch Ahmet-Can Süngü will die Vielfalt kulinarischer Genüsse entdecken - und die Welt am liebsten gleich mit.