Energiereserven: Holz aus dem Sachsenwald speist modernes Blockheizkraftwerk

Mit dem Start seines neuen Blockheizkraftwerkes auf dem ehemaligen Sägewerksgelände in Friedrichsruh hat Gregor von Bismarck einen wichtigen Schritt unternommen, um künftig das Schloss mit Energie zu versorgen. Und auch die umliegenden Gebäude wie den Marstall, das Bismarck-Museum, mehrere Wohnhäuser und das Forsthaus samt Restaurant. Er hat in die moderne Anlage - die einzige dieser Art in Deutschland - 2,3 Millionen Euro investiert.

Seit rund acht Jahren beschäftigt sich von Bismarck mit der Frage, wie er die enormen Heizöl-Kosten für die Gebäude senken kann. Dazu kam die Überlegung, mit welchen Ideen sich der große Holzvorrat des Sachsenwaldes besser nutzen lässt. "Ich habe viele Anlagen in Europa besichtigt und schließlich Kontakt zur Firma Spanner aufgenommen", erklärt er.

Die Firma ist spezialisiert auf den Bau von Blockheizkraftwerken. Der Wunsch, die Energieversorgung zu verändern, kombiniert mit echter Technikbegeisterung sind Gregor von Bismarcks Antrieb. Gemeinsam mit seinem Revierförster Eckhard Könnecke und Martin Marquardt, der bislang als Gärtner bei den von Bismarcks beschäftigt war, ist er nach München geflogen, um die Anlagen der Firma Spanner kennenzulernen. In einem zweitägigen Lehrgang haben sie sich mit Blockheiz- und Holzvergaser-Technik vertraut gemacht, das nötige Wissen erworben.

Jetzt steht eine große grüne Halle auf dem Sägewerksgelände. Sie wurde fast an der gleichen Stelle errichtet, wo früher das alte Dampfsägewerk stand, das 1992 durch ein Großfeuer zerstört wurde. "Mein Ur-Ur-Großvater hat es 1878 bauen lassen", berichtet von Bismarck. Nachdem Otto von Bismarck den Sachsenwald 1871 von Kaiser Wilhelm I. geschenkt bekam, wurde das Sägewerk gebaut, weil damals die Holzwirtschaft boomte.

In nächster Generation rüstete Herbert von Bismarck (1849-1904) das Werk zur Stromerzeugung auf. Heute setzt Gregor von Bismarck mit seiner "Sachsenwald Energy", die er für das Projekt gegründet hat, auf Nachhaltigkeit.

Vor der großen Halle türmen sich zwei riesige Berge mit Holzschnitzeln von Holz aus dem Sachsenwald auf. Mit einem kleinen Radlager transportiert Martin Marquardt sie zu einem Rüttler. Die naturbelassenen Holzschnitzel werden vorsortiert, in einer Filtereinrichtung gereinigt und anschließend in fünf Schwel-Kesseln mit Druckluft bei Temperaturen bis zu 1000 Grad Celsius "verbrannt". Dabei entsteht Holzgas, das als Brennstoff für Acht-Zylinder-Motoren dient. Die Motoren treiben einen Generator an, der Strom herstellt. Dieser Strom wird in das Netz der SH-Netz AG eingespeist. Zusätzlich ist auf dem Dach eine große Solaranlage installiert.

Die gesamte Anlage ist so konzipiert, dass entstehende Wärme für den Holztrockner genutzt wird. Und Bismarck plant bereits, letzte Lücken im Energiekreislauf zu schließen. Die warme Abluft aus dem Trockner entweicht bislang ungenutzt. "Die könnte man wunderbar für ein Gewächshaus verwenden", überlegt er laut. Platz genug dafür hätte er noch auf dem Gelände.

Ein weiteres kleines Blockheizkraftwerk auf dem Areal des Schmetterlingsgartens wurde im Frühjahr als "Testballon" in Betrieb genommen - und hat sich bereits bezahlt gemacht. Das Tropenhaus und die Nebengebäude verschlangen bisher rund 80 000 Liter Heizöl pro Jahr. Damit ist jetzt Schluss: "Wir haben zuletzt im Dezember 2013 Öl für den Schmetterlingsgarten bestellt und bisher rund 70 000 Liter eingespart", freut sich Gregor von Bismarck. Bislang geht die Rechnung auf.