Maria-Magdalenen: Instrument in Tausend Teile zerlegt

. Staubwolken kommen Kantor Jörg Müller beim Spielen noch nicht entgegen. Trotzdem ist in der Orgel der Maria-Magdalenen-Kirche, erbaut 1971, derzeit großer Hausputz angesagt. Stück für Stück wird das imposante Musikinstrument auseinandergebaut, gesäubert und wieder zusammengesetzt. "Das muss alle 20 bis 25 Jahre gemacht werden", erklärt Orgelbauer Uli Rudolff (58), Mitarbeiter der Firma Orgelbau Claus Sebastian aus Geesthacht.

Grund ist der Schimmel, der es sich im Laufe der Zeit in jeder Ritze gemütlich gemacht hat. "Die Kirchen sind heute alle sehr dicht, zugleich aber nicht gut gelüftet. Ostern und Weihnachten ist die Kirche voll, das Wasser läuft die Wände herunter", erklärt Rudolff. Beste Bedingungen für den Schimmelpilz.

Rund vier Wochen sitzt er mit Kollege Rolf Sebastian zusammengekauert im Inneren der Orgel und putzt jeden Millimeter. Auch jede einzelne Pfeife - die längste rund 3,80 Meter - wird mit Anti-Schimmel-Mittel und Wasser gereinigt. Rund 300 Liter müssen die Orgelbauer eimerweise heranschleppen und in die Orgel wuchten. Zuweilen muss ein einfacher, auf einen Stock gespannter Spülschwamm als Putzgerät herhalten, denn spezielles Säuberungsgerät für Orgeln gibt es nicht. "In viele Ecken kommen wir selbst mit den Fingern nicht mehr", erklärt Uli Rudolff. Kollegin Susanne Ziehlke greift beherzt zum Lappen und danach zur Schwarzlichtlampe - die macht selbst Schimmel sichtbar, der für das Auge sonst unsichtbar bliebe.

Das Instrument ist für die Orgelbauer aus Geesthacht kein unbekanntes. 1993 haben sie elf neue Register eingebaut und damit neue Klangfarben hinzugefügt. Zudem gab es noch einen neuen Anstrich. Das sei auch nötig gewesen, betont Kantor Jörg Müller. Denn die Orgel kam vor mehr als 40 Jahren allzu schlicht daher. Sie erinnerte den damals jungen Musiker an eine Ikea-Orgel. "Alles aus Kiefer."

Besonders gefällt ihm an seiner Orgel die historische Stimmung. "Damit kann man die Schärfe des Lebens demonstrieren", so Müller. Während in der Nathan-Söderblom-Kirche am schönsten Barock-Musik erklingt, sei die 43 Jahre alte Orgel an der Kirchenallee wie gemacht für romantische Musik.

Wer sich von ihrem Klang selbst überzeugen möchte, ist bei einem Konzert am Sonntag, 23. November, willkommen. Dann spielen Jörg Müller an der Orgel und Jochen Rudelt am Cello Stücke unter anderem von Johann Sebastian Bach und Antonio Vivaldi. Der Eintritt ist frei, eine Kollekte willkommen. Der erste Ton erklingt um 17 Uhr.