Kochmütter bangen um ihren Verein

Es riecht nach Petersilie und frisch gekochtem Gemüse. In der Mensa des Gymnasiums Wentorf gibt es heute Putengeschnetzeltes mit Möhren und Kartoffeln. An anderen Tagen auf dem Speiseplan: Döner, vegetarischer Auflauf oder Spätzle. Die Schüler werden so gut in ihrer Cafeteria bewirtet, dass die meisten von ihnen gar nicht mehr zu Hause essen wollen. Davon ist Kochmutter Claudia Klaus überzeugt. Möglich ist das nur, weil unter ihrer Leitung fast 90 Eltern und Großeltern ehrenamtlich kochen. Rund 160 warme Portionen gehen täglich über die Theke. Der "Cafeteria Verein" ist ein Erfolgsmodell, das immer beliebter wird. Dennoch ist die Zukunft der Kochmütter nun ungewiss.

"Derzeit ist es sehr schwierig, Eltern für das Ehrenamt zu gewinnen", erklärt Claudia Klaus. Und ohne die geht es nicht. Die Verkaufseinnahmen reichen für die täglichen Frischelieferungen eines Supermarktes und die Lebensmittel, die wöchentlich vom Großmarkt kommen. Der Verein, der unabhängig von der Schule fungiert und keine Zuschüsse bekommt, kann sich nur tragen, weil Personalkosten nicht anfallen. Jeder Helfer bekommt alle zwei Wochen an einem festen Tag eine Schicht. Von 8 bis 10 Uhr bereitet eine Gruppe das Frühstück, von 11 bis 15 Uhr eine das Mittagessen. Immer mit viel Freude, beteuert Anke Batschkus. "Hier sind viele Freundschaften entstanden, wir haben einen Bezug zu den Schülern, weil wir sie persönlich kennen", sagt die Kochmutter. Voraussetzung für die Arbeit ist lediglich ein Gesundheitszeugnis vom Gesundheitsamt.

Von vielen Eltern, die sie jetzt um Mithilfe bittet, hört Claudia Klaus jedoch Antworten wie: "Ich habe keine Zeit, ich muss arbeiten", oder: "Warum tust du dir das an, mach doch lieber etwas, womit du Geld verdienst". "Ehrenämter werden heute nicht mehr wertgeschätzt", bedauert die engagierte Mutter. Sie habe Verständnis dafür, dass in vielen Familien beide Elternteile arbeiten müssen. "Aber es gibt auch Eltern mit Teilzeitjobs, oder Freiberufler, die sich Zeit nehmen könnten."

Das Problem: Wenn die Zahl der Helfer weiter abnimmt, muss die Gemeinde ein externes Catering hinzuziehen. "Die Speisen würden sicher teurer werden", befürchtet Claudia Klaus. Bisher kostet ein halbes belegte Brötchen 60 Cent, das Mittagessen 2,50 Euro, Salate und Snacks höchstens 1,80 Euro. Obst ist sogar umsonst. "Von anderen Schulen, die extern bewirtet werden, höre ich oft, das Essen sei nicht gut und die Bedienung unfreundlich", sagt Claudia Klaus. Das will sie in Wentorf verhindern. Denn die kleine Erfolgsgeschichte hat sie von Anfang an miterlebt. 2006 wurde die neue Cafeteria samt Küche eingeweiht. Das Abi nach zwölf Jahren, lange Schultage und die steigenden Schülerzahlen wurde der Bedarf an warmen Speisen immer größer. Seit fünf Jahren ist Claudia Klaus im Vorstand des Vereins, der auch die Elternabende, Basare und Abitur-Entlassungsfeiern versorgt. Ihr Engagement aber wird 2016 enden. Dann macht ihre jüngere Tochter Abitur. Ob sie den Kochlöffel dann an ein Cateringunternehmen abgeben muss, weiß sie nicht. "Das hängt von den Eltern der Schüler ab."