Wetter: Doch Landwirte fürchten um Raps und Wintergetreide

Nass, kalt, regnerisch - endlich passt das Wetter zum Kalender. Doch was haben der tiefgoldene Oktober und die warmen, fast sommerlichen Temperaturen der letzten Wochen eigentlich mit Tieren und Pflanzen gemacht? Ist die Natur jetzt völlig durch den Wind, der jahreszeitliche Rhythmus durcheinander?

"Nein, der Natur geht es sehr gut!", betont Marco Sommerfeld, Vogelexperte beim Hamburger Nabu. "Die Langstreckenzieher, wie zum Beispiel der Mauersegler, sind alle weg. Die kümmern sich aber auch nicht um Temperaturen, sondern fliegen einfach im August los. Dafür sind jetzt Blessgänse und Kraniche unterwegs", sagt er und findet keine Ungewöhnlichkeiten, wenngleich ihm derzeit noch die Wacholderdrosseln fehlen. "Aber sie finden eben in Skandinavien noch genug zu fressen. Etwas später als sonst formierten sich auch die Stare für ihren Flug in die Sonne.

"In keinem Fall gibt es Grund zur Sorge. Probleme kann es eher geben, wenn der Winter erst lau ist und dann ein heftiger Kälteeinbruch folgt. Dann haben sich einige Tiere nicht genügend Speck angefuttert." Sommerfeld appelliert an alle Gartenbesitzer, möglichst das Laub liegen und Verblühtes stehen zu lassen. "Darin, daran, darunter finden Rotkehlchen, Drosseln und Zaunkönige noch jede Menge Futter.

Der Raps ist derzeit ein Sorgenkind der Landwirte

Während Amsel, Fink und Specht keine Probleme haben, sind einige Landwirte in Sorge. Der Raps, der im kommenden Frühjahr die für unseren Landstrich typischen leuchtend-gelben Felder und später die Ölsaat liefern soll, ist teilweise durch die Wärme und genügend Feuchtigkeit so stark gewachsen, dass ihn ein echter Winter zerstören könnte. "Der Raps sollte nur einen Zentimeter hoch sein, eine Blattrosette und keinen Stängel ausbilden, wenn es in den Winter geht. Früh gesäte Pflanzen sind jetzt schon größer", erläutert Hans-Joachim Wendt, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. "Aus der Rosette treibt er im Frühjahr aus. Der Stängel aber wird bei Eis und Schnee verfrieren und dann vergammeln. Dann ist die ganze Aussaat hin", sagt er. Ebenfalls schädlich ist die Wärme für das ausgesäte Wintergetreide. "Wenn das weiter so treibt, können sich Läuse darauf breitmachen, die übertragen Viren und schädigen die Pflanzen."

Richtig Schaden genommen haben die Besonderheiten in Manfred Kropps Baumschule durch die Wärme nicht, aber sie treiben schon bemerkenswerte Blüten. "Faszinierend ist der Viburnum watanabe, ein Schneeball, der seine zauberhaften Blüten ganz unpassend zu seinem roten Herbstlaub trägt", sagt der Gärtnermeister. Und eine japanische Rhododendrenart hat unseren Herbst auch noch nicht verstanden. "Die 'Yakushimanum' startet gerade jetzt statt im Mai/Juni mit ihrer feinen Blüte", sagt der Reinbeker Experte. Er vermutet, dass diese Pflanzen tatsächlich im kommenden Jahr pausieren werden.

Freude an überraschendem Blütenflor können auch Spaziergänger in der Feldmark haben. Pflanzen, die als Zwischenfrucht und Gründünger auf Feldern wachsen, präsentieren sich derzeit selbst im Regen in leuchtenden Farben, wie der gelbe Senf oder der zartlila-weiße Ölrettich. Er kommt an der Lohbrügger Straße fast wie eine Frühlingswiese daher, dient Insekten derzeit noch als späte Weide.

"Auch die Bienen lieben die Blüten. Sie hatten auch mit der Wärme keine Probleme", sagt Imker Dr. Markus Bradtke-Hellthaler. "Schön wäre es nur, wenn es jetzt einen richtigen Winter gäbe." Optimal ist, wenn die Bienenvölker im Winter für drei Monate zur Ruhe kommen. Ab einer Außentemperatur von 5 Grad plus legt die Königin wieder Eier, es werde gebrütet. Eine Pause sei ihnen gegönnt, genauso wie den Bäumen und Sträuchern, die dank kalter Nächte und der vielen warmen Tage mit einer sensationellen Färbung angeben.