St. Adolf-Stift: Schwester überträgt Virus auf Babys - Kinder sind wieder wohlauf - Jetzt gibt es Schulungen

. Ein hochinfektiöser Herpesvirus auf der Säuglingsstation - dieses Szenario wünscht sich kein Krankenhaus. In den vergangenen drei Wochen musste sich das St. Adolf-Stift jedoch genau damit beschäftigen. Eine Säuglingsschwester hatte das Virus auf zwei Neugeborene übertragen.

"Die Mitarbeiterin hatte eine Herpes-Infektion an der Oberlippe. Sie fühlte sich fit, wollte sich allein deshalb nicht krank melden und erschien weiter zur Arbeit", erklärt Lothar Obst, kaufmännischer Direktor des Krankenhauses. Mittlerweile ist klar: Weniger Loyalität dem Arbeitgeber und den Kollegen gegenüber wäre an dieser Stelle besser gewesen.

Stecken sich Babys mit dem Erreger an, kann dies im schlimmsten Fall schwerwiegende Folgen haben. Denn das Immunsystem der Neugeborenen ist dem Virus noch nicht gewachsen. Neben Infektionen der Lippen, können auch die Augen oder Leber, Niere und Lunge betroffen sein. Viele Kinder reagieren mit Fieber auf den Herpes-Virus, den weltweit rund 85 Prozent aller Menschen in sich tragen.

Beide betroffenen Säuglinge mussten im katholischen Kinderkrankenhaus Wilhelmstift in Hamburg behandelt werden. Lebensgefahr habe jedoch zu keinem Zeitpunkt bestanden. "Als das dortige Krankenhaus bemerkte, dass beide Kinder in unserem Krankenhaus geboren und betreut worden waren, informierten sie uns umgehend", erklärt Obst. Die Spurensuche auf der Säuglingsstation brachte schnell Klärung. Ein Hygiene-Institut verglich kurz darauf den Erreger der Kinder mit dem der Säuglingsschwester und stellte Übereinstimmungen fest. "Die Mitarbeiterin wurde isoliert, alle Mütter und Väter informiert, deren Kinder im fraglichen Zeitraum mit der Schwester in Kontakt gekommen waren", so der Krankenhausdirektor. Zum Glück: Keine weiteren Babys hatten sich angesteckt.

"Es war der erste Fall dieser Art. Daraus haben wir gelernt, das hätte nicht passieren dürfen", sagt Krankenhaushygienikerin Dr. Elke Wittkowski. Nicht nur die Mitarbeiter werden für das Thema erneut sensibilisiert, nun sollen auch die Eltern geschult werden. Denn auch sie können das Virus auf ihr Kind übertragen, wenn sie die Symptome im Fall einer Erkrankung nicht ernst genug nehmen. Oberstes Gebot, falls der Herpes auf der Lippe oder am Mund "blüht": Hände waschen, und das so oft wie möglich. "Bei Säuglingen ist der Nabel noch eine offene Wunde. Sie ist ein Einfallstor für Viren, die man beim Wickeln, baden oder anziehen leicht mit den Händen überträgt", erklärt Dr. Wittkowski.

Die Frage, ob er noch ansteckend ist, kann sich jeder leicht selbst beantworten. So lange der Herpes noch feucht ist, ist er ein Virenbecken und sehr infektiös. "Am besten man klebt die Bläschen ab. Dann ist man auf der sicheren Seite", so die Hygiene-Expertin. Bekommt das Kind Fieber und trinkt nicht mehr gilt: Sofort zum Arzt.