Nichts für Amateure: Scheinwerfer sind bei vielen Automodellen blockiert und ein Fall für die Werkstatt

Für Autofahrer ist es eine Zumutung: Wenn die Frontleuchten nur noch dunkel flimmern, steht ein Lampenwechsel bevor. Gerade am Herbstanfang, wenn es früh dämmert, können intakte Scheinwerfer lebensrettend sein. Wer mechanisch versiert ist und Kosten für einen Werkstattbesuch sparen will, probiert es allein. Doch der Lampenwechsel treibt sogar erfahrene Bastler nicht selten zur Weißglut.

Das zeigt ein Besuch beim TÜV am Südredder in Wentorf. "Bei den meisten Autos kommt man mit einem Schraubendreher nicht weit", erklärt Stationsleiter Helge Retzko. Beim Ford Fiesta zum Beispiel muss der Kühlergrill, beim Fiat Stilo sogar Verkleidungen sowie die Batterie und beim Smart City gleich die ganze Frontverkleidung abgebaut werden, um an die Scheinwerfer zu gelangen. Lampenwechsel in Eigenregie? Nichts für Amateure.

Zwar heißt es in Absatz 3 aus Paragraf 30 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO): "Für die Verkehrs- oder Betriebssicherheit wichtige Fahrzeugteile, die besonders leicht abgenutzt oder beschädigt werden können, müssen einfach zu überprüfen und leicht auswechselbar sein." Diese Regel sei jedoch zu schwammig formuliert, sagt Helge Retzko. Die Hersteller haben es sich oft wegen der Komplexität sogar gespart, in der Bedienungsanleitung überhaupt auf den Lampenwechsel einzugehen. Seit 2006 besagt eine EU-Vorschrift, dass alle Fahrzeugmodelle so gebaut werden müssen, dass der eigenständige Wechsel der Lampen möglich ist. "Ich treffe jedoch selten auf Fahrzeuge, bei denen das so einfach ist", sagt TÜV-Stationsleiter Helge Retzko.

In der Theorie ist der Vorgang simpel: Motorhaube öffnen, den Lampenaufsatz abschrauben, die Halogenlampe auswechseln und wieder drauf setzen. Doch um in der Fahrerkabine mehr Platz für Bequemlichkeit zu schaffen, wird die Bauweise des Motorraums immer kompakter. Das hat zur Folge, dass die Leuchten oft von Teilen wie der Einspritzanlage oder der Autobatterie blockiert sind. Design geht vor Bedienerfreundlichkeit - so halten es die Hersteller, so verlangt es offenbar die Nachfrage.

Wer also seine Lampe selbst auswechselt, braucht viel Geduld, mechanische Fähigkeiten und Werkzeug. Wer es dann geschafft hat, der sollte unbedingt zum Lichttest in die Werkstatt oder zum TÜV fahren. "Von Laien gewechselte Lampen können schnell zum Blender werden, weil sie falsch eingestellt sind. Das erhöht das Unfallrisiko", sagt Helge Retzko. Wegen des Herbstbeginns bietet der TÜV Nord an allen Stationen den Lichttest im Oktober kostenfrei an. Helge Retzko führt derzeit täglich zehn bis 15 Lichttests durch und korrigiert wenn nötig die Position der Leuchten.

Er rechnet aber damit, dass in den kommenden Jahren niemand mehr seine Lampen selbst auswechseln kann. "Weil immer mehr Autos mit Xenonlicht ausgestattet sind." Das darf gesetzlich wegen Hochspannungen von bis zu 25 000 Volt nicht selbst ausgetauscht werden.

Ebenso bei den noch moderneren LED-Anlagen. Zwar haben diese eine enorm lange Lebensdauer, doch wenn hier nur zwei von zehn Leuchtdioden versagen, muss gleich das ganze Modul ausgetauscht werden. Kosten: Ab 1000 Euro aufwärts - pro Scheinwerfer. "Und das für nur ein paar Prozent mehr Leistung", sagt Helge Retzko.