Bilanz: Reinbeker Bauernverband übergibt Erntekrone auf Gut Schönau an Bürgermeister Björn Warmer

Unter der Erntekrone zogen Reinbeks Landwirte auf Gut Schönau gestern eine positive Bilanz. "Bei Getreide und Raps haben wir überdurchschnittliche Erträge eingefahren", sagte Kai Dusenschön, Vorsitzender des Reinbeker Bauernverbandes. Die Superernte werde jedoch durch die niedrigen Preise getrübt. Aber auch wenn das Betriebsergebnis unterm Strich durch die niedrigen Erzeugerpreise in den Keller gefahren wird: "Wir können uns nicht beklagen. Es gab schon schlechte Ernten und niedrige Preise", so Dusenschön.

Landwirte setzen auf Kooperation und Direktvermarktung

400 Hektar Ackerland bewirtschaftet der Schönningstedter Landwirt, der auch den Reitstall auf Gut Silk mit seiner Familie betreibt. Wie viele Landwirte setzt auch er auf Kooperation und gründete mit dem Gut Schönau die Agrar Service OHG, die insgesamt 1000 Hektar bewirtschaftet. "Unsere Zusammenarbeit im Norden Reinbeks geht über einen hochmodernen Maschinenring hinaus", sagt er.

Das bestätigt sein Kollege Jörg Brinkmann. Auch der Verwalter von Gut Schönau sitzt vorm Computer und studiert an der Pariser Börse die notierten Getreidepreise, wartet auf den richtigen Zeitpunkt zum Verkauf. Denn die Getreidelager sind voll. Weltweit gab es ein gutes Erntejahr, das lässt die Preise sinken. "Wir haben auf 450 Hektar knapp 100 Doppelzentner Weizen eingefahren. In durchschnittlichen Jahren sind das gerade mal 85 Doppelzentner", zieht Brinkmann den Vergleich. Die 20 Prozent Zuwachs beim Ernteertrag werden durch den Preisausgleich unterm Strich wieder ausgeglichen.

Das Thema Preise dämpft auch bei Landwirt Hans-Jörg Carstensen die Freude über die "mittelmäßige bis gute" Erdbeerernte. Der Pächter vom Hof Lohbrügge setzt inzwischen komplett auf Direktvermarktung. "Der Großmarkt zahlt so schlechte Preise, dass sich ein Verkauf an den Handel einfach nicht mehr lohnt", bedauert er. Etwa 70 Tonnen Erdbeeren wurden auf 5,5 Hektar südlich der Hamburger Straße geerntet. Knapp 30 Tonnen blieben auf dem Feld, weil sich die Vermarktung bei Preisen von einem Euro pro Kilogramm nicht gelohnt hätte. Mit acht Tonnen pro Hektar sei der Ertrag beim Winterhafer sehr gut, und auch die Kartoffelernte war sehr gut, so Carstensen.

Reinbeks Landwirte, die sich gestern auf Gut Schönau auf Einladung von Maximilian Graf von Bismarck versammelt hatten, beackern längst nicht mehr nur Reinbeker Grund und Boden. So bewirtschaftet von Bismarck inzwischen 5000 Hektar Land in Mecklenburg-Vorpommern, Biogasanlagen und Windräder wurden im Küstenland gebaut.

Wer nicht durch Zukäufe von Pachtland expandieren kann, muss auf Nebenerwerb setzen. So verdient sich Carstensen als Tanzlehrer ein Zubrot. Der studierte Landwirt und Eigentümer von Hof Lohbrügge, Karsten Lieberam-Schmidt, verpachtet sein Land und fährt als dichtender Bauer Honorare bei Lesungen ein.

Ohes Spargelbauer Axel Kröcher hat wie Carstensen die Direktvermarktung auf seinem Hof an der Großen Straße 50 in Ohe weiter ausgebaut: "Wir haben in diesem Jahr einen Hofladen eröffnet, in dem wir Gemüse, Milch, Honig und Brot aus der Region verkaufen."

Die Erntekrone musste Bürgermeister Björn Warmer übrigens nicht mit ins Rathaus tragen, wo sie in den kommenden Tagen traditionell im Foyer aufgehängt wird. "Wir werden sie anliefern", versprach Dusenschön.