Mitarbeiter-Gesundheit: Allergopharma-Betriebsrat für bundesweiten Preis nominiert

. "Jede zehnte Krankschreibung wird eingereicht, weil ein Mitarbeiter psychisch belastet ist", sagt Stefan Bamberger, Betriebsratsmitglied bei Allergopharma. Er und seine Kollegen wissen: Es muss nicht immer gleich der große Burn-out sein. Schon Müdigkeit und Lustlosigkeit schleichen sich bei jenen ein, die sich an ihrem Arbeitsplatz nicht mehr wohlfühlen. Er ist zu klein, zu dunkel, zu laut, oder der Angestellte hat das Gefühl, vom Informationsfluss abgekoppelt zu sein.

Ursachen wie diesen geht der Betriebsrat des Reinbeker Unternehmens nun auf den Grund. Für sein Engagement in Sachen Mitarbeitergesundheit ist der Betriebsrat jetzt für den Deutschen Betriebsräte-Preis nominiert. Welches der insgesamt 88 eingereichten Projekte das Rennen macht, entscheidet sich Ende Oktober auf dem Deutschen Betriebsrätetag der ehrenamtlich tätigen Betriebsräte.

Schon jetzt laufen bei Stefan Bamberger und seinen Kollegen die Telefone heiß. Dass diese in einem offenen Arbeitskreis zusammen mit dem Sicherheitsbeauftragten, Matthias Hampel, und vielen weiteren Kollegen ein Projekt entwickelt haben, das bei einem mittelständischen Unternehmen mit 500 Mitarbeitern eine Besonderheit ist, hat sich bereits herumgesprochen.

Mit dem Thema "Psychische Belastungen reduzieren - Arbeitsunfähigkeit verhindern" beschäftigte sich das Unternehmen erstmals 2007. Seitdem ist viel passiert. Denn die Mitarbeiterzufriedenheit wird ebenso detailliert wie anonym erhoben. Rund 80 Fragen beantworten die Mitarbeiter aller Abteilungen in einem Fragebogen. Und in dem geht es auch um die Arbeitsbedingungen wie Klima, Licht und Lärm. Bei der Auswertung sehen die Projektverantwortlichen, dass die Antworten von Mitarbeitern einer Abteilung ganz unterschiedlich ausfallen können. "Das Empfinden ist immer subjektiv", weiß Andreas Spira, der sich selbst "das Sprachrohr der Belegschaft" nennt.

Mit Unterstützung der Geschäftsführung macht sich die offene Arbeitsgruppe relativ schnell daran, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Mitarbeiter, die viel telefonieren und unter dem Lärm im Großraumbüro litten, bekamen Headsets. "Jetzt können die Kolleginnen ihre Gesprächspartner besser verstehen, sprechen selbst leiser", hat Matthias Hampel beobachtet. In einer anderen Abteilung gibt es nun einen festen Ansprechpartner für Fragen und Probleme. Vorbei die Zeiten, als jeder immer alles beantworten musste und immer wieder aus seinem Arbeitsprozess herausgerissen wurde. Wird demnächst auf dem Gelände eine Baustelle eröffnet, soll schon vorher überlegt werden, wo man vom Lärm betroffene Kollegen alternativ arbeiten lassen könnte.

Ein umfangreiches Sportangebot, eine Überstundenampel, Notfallbetreuung für kranke Kinder und Hilfe in Familienangelegenheiten sowie ein offenes Ohr für die Kollegen runden das Projekt ab.