St. Adolf-Stift investiert 450 000 Euro

Wenn Dr. Andreas Braun an seinem Arbeitsplatz angekommen ist, ist von ihm nicht mehr viel zu erkennen. Der Apotheker ist von Kopf bis Fuß in sterile Schutzkleidung gehüllt, nur die Brillengläser lugen noch über den weißen Mundschutz. Die Hände stecken in zwei Lagen Gummihandschuhen. Der Weg, den der Mitarbeiter des Krankenhauses St. Adolf-Stift zurückgelegt hat, ist lang. Hinter ihm liegen sechs Räume mit Luftfiltersystemen und ebenso vielen Schleusentüren sowie zwei Kleiderwechsel - bis zu 20 Minuten dauert es, bis der Apotheker an einer der beiden "Werkbänke" angekommen ist. Mehr als 450 000 Euro hat sich das Krankenhaus den Arbeitsplatz von Dr. Andreas Braun kosten lassen - ein neues Steril-Labor, das die höchsten Sicherheitsstandards erfüllt.

Dort werden ab November individuelle Injektionen und Infusionen für die eigenen Patienten hergestellt. Während die meisten Krankenhäuser ihre Medikamente von externen Dienstleistern beziehen, setzt das Reinbeker Krankenhaus seit 31 Jahren auf eine eigene Apotheke, die auch Medikamente für externe Krebspatienten herstellt. Chefapotheker Mario Hartig ist seit Anbeginn Ansprechpartner und Berater für die Ärzte, begleitet die Behandlungen von Patienten mit seinem Wissen. Er weiß: Die Herstellung von Medikamenten, die direkt durch Spritzen und Infusionen in den Blutkreislauf von Patienten gelangen, erfordert eine besondere Umgebung, um die Verunreinigung des Produktes mit Krankheitserregern zu verhindern. Und genau die hat das Team um Geschäftsführer Lothar Obst nun geschaffen.

In der praktisch partikel- und keimfreien Umgebung werden nun Zytostatika-Lösungen, also Medikamente, die Krebskranke bei einer Chemotherapie erhalten, hergestellt. Auch die Substanzen, die für die Herstellung benötigt werden, durchlaufen zwei Schleusen. "Mitarbeiter und Medikamente werden getrennt geschleust", erklärt Apotheker Hartig. Das gesamte rund 60 Quadratmeter große Labor wird durch ein ausgefeiltes Lüftungssystem und verschiedene Druckbereiche keimfrei gehalten. "Wir haben auf kleinstem Raum eine Anlage installiert, die 4000 Kubikmeter Luft pro Stunde austauscht", erklärt Heinz Küsel, Technischer Betriebsleiter.

Der ärztliche Direktor, Professor Stefan Jäckle, sieht klare Vorteile für die Patienten darin, dass die Medikamente im eigenen Haus hergestellt werden. Sie sind schneller fertig, und werden höchst individuell für sie gemischt.