Wohnen: Investor und Grundstückseigner suchen Gespräch mit der Politik - Forum 21 reagiert mit Antrag

Es ist in Reinbek das Reizwort, wenn es um Städtebauplanung geht. 1999 sollte das Holzvogtland bebaut werden. Die Pläne wurden damals durch einen Bürgerentscheid gestoppt. Jetzt gibt es einen neuen Vorstoß: Der Investor Semmelhaack möchte hier Wohnungen bauen. Ein Grundeigentümer ist bereit, Ackerflächen zwischen Sachsenwaldstraße, Schönningstedter Straße und Kampsredder zur Verfügung zu stellen. Es hat bereits Gespräche mit Maximilian von Bismarck, dem Investor und den Fraktionsvorsitzenden gegeben. Aktueller Anlass ist der bewilligte Ausbau des Ekz Schönningstedt. So fragen sich offensichtlich auch die Nachbarn, was aus ihrer Fläche wird.

Es habe bereits Gespräche über die mögliche Zuwegung gegeben, "denn die könnte nur über die Sachsenwaldstraße führen", sagt Hartmut Thede, Leiter der Projektentwicklung bei Semmelhaack, der sich nicht zur Größe der Bebauung äußern möchte: "Wir würden an ein derart sensibles Thema nie mit konkreten Zahlen rangehen", weist er die Zahl von 300 Wohnungen zurück, die bereits öffentlich kursierte.

Auf die politische Bühne hat Forum 21 das Ansinnen gebracht. Der Fraktionschef und Bauausschussvorsitzende Heinrich Dierking möchte damit endlich auf den hohen akuten Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in der Stadt reagieren. Der Seniorenbeirat und auch der Kreisjugendring haben immer wieder darauf hingewiesen. Mieter-Initiativen fordern die Schaffung erschwinglicher Mietwohnungen, da zurzeit Immobilienfirmen die "Entmietung" vorantreiben. "Das Holzvogtland ist die letzte freie Fläche in der Stadt, die bebaut werden kann", so Dierking. Für die Sitzung des Hauptausschusses am Dienstag beantragt die Fraktion deshalb, den Bürgermeister zu bitten, ein Werkstattgespräch zur städtebaulichen Entwicklung im Bereich Holzvogtland zu organisieren. Zu dem Workshop sollen Kommunalpolitik, Grundeigentümer, Investoren, Seniorenbeirat, Stadtjugendvertretung, Kreisbehörden, die ARGE zeitgemäßes Bauen, das Innenministerium sowie Bürger eingeladen werden.

Die beiden großen Fraktionen CDU und SPD möchten sich einer Diskussion nicht verschließen, dafür jedoch erst ein Stadtentwicklungskonzept abwarten. "Grundsätzlich ist es nicht verboten, nach 14 Jahren erneut über das Holzvogtland zu sprechen", zeigt sich Volker Müller offen für Gespräche. Fraktionschef Hans Helmut Enk (CDU) ist wie er der Meinung, dass es im Hauptausschuss noch keinen Beschluss geben wird.

Die Grünen begrüßen geförderten Wohnungsbau, wollen das Holzvogtland jedoch nicht ohne Einvernehmen mit den Bürgern anfassen. "Davor müsste ein erneuter Bürgerentscheid stehen", kündigt Fraktionschef Günther Herder-Alpen an. Die FDP könne sich höchstens eine Arrondierung der Bebauung angrenzend an das Holzvogtland im Süden vorstellen, allerdings erst nach der Prüfung der verkehrlichen Auswirkungen "Die Politik darf sich dabei nicht von Investoren treiben lassen", so Uwe Rasch. Auch Klaus-Peter Puls stellt den Bürgerentscheid über das legitime Privatinteresse, Grundstückseigentum profitabel zu verwerten. Dem stehe der immer wieder geäußerte Bürgerwunsch entgegen, das Holzvogtland als Freifläche zwischen den Stadtteilen von Bebauung freizuhalten. "Ein Wohnbauflächenprogramm für Gesamt-Reinbek haben wir der Verwaltung gerade in Auftrag gegeben. Also: Reihenfolge einhalten! Schnellschüsse vermeiden!"