Lieb & Teuer: NDR-Team filmt siebeneinhalb Tage mit neuer Moderatorin im Schloss

Da steht sie auf einem Sockel und glänzt. Die silberne Bowleschale ist eine opulente Erscheinung. Einst zog sie die Blicke in einer Reinbeker Arztvilla auf sich, jetzt ist sie einer der Stars von "Lieb & Teuer". Zehn neue Folgen der NDR-Fernsehsendung, in der Zuschauer ihre Erbstücke oder Flohmarktfunde schätzen lassen können, werden zurzeit im Schloss aufgezeichnet.

"Darin kann ich mich sogar spiegeln, haben sie die noch geputzt", fragt Janin Reinhardt die Besitzerin, um die Seniorin vor der laufenden Kamera aus der Reserve zu locken. "Ja gerade gestern", sagt sie und verrät der Moderatorin die Geschichte. "Meine Eltern waren mit der Arztfamilie befreundet. Als Kind war ich fasziniert von der glitzernden Bowle." Die Tochter der Familie hat ihr das Lieblingsstück schließlich vermacht. Seit vier Jahren steht die Schüssel mit den Löwenköpfen nun in ihrem Wohnzimmer. Doch dort kommt sie nicht zur Geltung, ist sie sicher: "Die Räume in der Arztvilla waren hoch, bei mir wirkt sie nicht."

Außerdem muss sie ständig geputzt werden. Und das mit der Zeit zu häufig, wie Silberexperte Stephan Schwarzl bei näherer Betrachtung feststellt. Die Silberauflage ist nur sehr dünn und an einigen Stellen bis auf das Messing darunter wegpoliert. "Neu versilbern wäre wahnsinnig teuer", rät er ab. Zumal sich unter seinem Kennerblick schnell herausstellt, dass das reich verzierte Gefäß mit Jugendstilanklängen zwar optisch viel hermacht, aber schon um 1900 keine wertvolle Handarbeit mehr war. Ein Stempel unter dem Boden gibt letzte Sicherheit. Die Schale stammt aus der Metallfabrik von WMF und wurde schon damals in großer Auflage maschinell produziert. Schwarzl taxiert den Wert auf 300 Euro. "Ich hatte 500 geschätzt", sagt die Reinbekerin. Ganz ohne Lampenfieber und Verhaspeln besteht sie die Aufzeichnung. Dabei ist die Kamera im Herzogin-Augusta-Zimmer auf sie gerichtet. Dazu gibt die Regie vom Übertragungswagen im Schlosshof aus über Lautsprecher Anweisungen. Der Gesprächsfluss wird gestoppt, die Anfangszene muss wiederholt werden, weil die Brille der Reinbekerin zu stark reflektiert.

20 Filmleute, vom Aufnahmeleiter über Maskenbildner bis zum Kameramann, sind im Einsatz. Auf dem ehrwürdigen Parkett des Festsaals verläuft ein Gewirr aus Kabelsträngen. Der enge Zeitplan sorgt für hektische Betriebsamkeit. Sieben Interviews werden pro Tag aufgezeichnet. Siebeneinhalb Tage ist das Team im Schloss. Die Hektik prallt spätestens am charmanten Lächeln der neuen Moderatorin Janin Reinhardt ab, die professionell insgesamt 53 Interviews in dem Aufzeichnungsmarathon führt. Der Drehplan ist minutiös ausgearbeitet. In der Maske im Stormarnsaal studiert sie das Skript für das nächste Interview - im Stehen, damit es keine Falten in Rock und Bluse gibt.

Die Hamburger Journalistin ist das neue Gesicht der Sendung. 2000 wurde sie vom Musiksender Viva entdeckt, 2012 kam sie zum NDR, übernahm die Moderation des "Echo Jazz" und die Co-Moderation beim Vorentscheid des "Eurovision Song Contest". Auch im Satiremagazin extra 3 ist sie zu sehen. Als Kunst- und Flohmarktfan freut sich Janine Reinhardt auf die mitgebrachten Schätze: "Ich bin nostalgisch veranlagt und eine begeisterte Geschichtensammlerin." Sie faszinieren auch die emotionalen Momente, viele der Stücke erzählen spannende Familiengeschichten.

Die Bowle ist am 30. November, 16 Uhr, im NDR-Fernsehen zu sehen. Die nächsten Kunstsprechstunden in Reinbek sind für April 2015 vorgesehen.