Senior Expert Service vermittelt die pensionierte Physiotherapeutin nach Zibo

"Würdest Du mich ziehen lassen?", war die alles entscheidende Frage, die Mechthild Bavendamm (72) ihrem Mann Dirk im Frühjahr stellte. Er sagte: "Ja! Das finde ich toll!" Und die pensionierte Physiotherapeutin fuhr Ende Juli, vermittelt durch Senior Expert Service (SES), für drei Wochen nach China, um ehrenamtlich ihre umfangreiche Berufserfahrung an eine junge Kollegin weiterzugeben.

Die Augen der Reinbekerin leuchten, wenn sie zu erzählen beginnt. "Die Sehnsucht nach der Ferne und danach, dort zu helfen wurde früh mit einem Buch über Albert Schweizers Arbeit in Lambarene geweckt. Außerdem reiste mein Vater als Kaufmann auf dem Maulesel quer durch die Anden. Das hat mich beeindruckt."

Viele Jahre später, nach ihrer Pensionierung, hat sie sich bei SES gemeldet, ein Arbeitsprofil erstellt und gewartet. Im Frühjahr war es soweit. "Ich wurde gefragt, ob ich für vier bis sechs Wochen nach China gehen könnte? Dürfen es auch drei Wochen sein, fragte ich zurück und bekam das Okay", berichtet sie.

Während eines Gespräches in Bonn konnte sie gemeinsam mit einem Pulmologen, einem Logopäden und einem Berufschullehrer den auf China spezialisierten Referenten löchern. Bald darauf erhielt sie umfangreiches Vorbereitungsmaterial. Das hat sie durchgeackert und vorsichtshalber noch eine Woche bei einem Reinbeker Physiotherapeuten hospitiert.

"Da wusste ich schon, dass ich ins 2000-Betten-Zentralhospital in Zibo, einer Industriestadt mit drei Millionen Einwohnern komme", sagt sie. Ende Juli/August sei es dort, südlich von Peking, gut 30 Grad heiß und feucht. "Ich bin gesund. Das schaffe ich", habe sie sich gesagt.

Am 30. Juli ging es von Berlin nach Peking und tags darauf nach Jinan. "Alles war perfekt organisiert. Ich wurde so freundlich empfangen, es war toll", erinnert sie sich. "Zwei junge, reizende Chinesinnen hielten ein pinkfarbenes Plakat mit 'Prof. Mechthild Bavendamm' hoch. Da wusste ich, ich bin angekommen", sagt sie und lächelt. Das mit dem Prof. habe sie schnell richtiggestellt und dann ging es an die Arbeit, gemeinsame Sprache: Englisch.

Flora (34), Krankenschwester und in Peking ausgebildete Physiotherapeutin, wurde für die drei Wochen ihre Partnerin. "Wir hatten in der Klinik dank des Einsatzes von Chefarzt Lee einen eigenen Behandlungsraum. Von 8 bis 11.30 Uhr und von 13.30 bis 17 Uhr haben wir behandelt", berichtet Mechthild Bavendamm. Die Physiotherapie stecke in China in den Kinderschuhen und Lee habe ihr erläutert, dass nur wenige Ärzte ihre Ausbildung im westlichen Ausland absolvierten und deshalb die Therapieform nicht kennenlernten. Er habe die Erfolge in den USA gesehen und versuche seitdem so viel Wissen wie möglich an die Klinik zu bekommen.

"Und ich konnte Flora vieles aus den 26 Berufsjahren weitergeben", resümiert die Seniorin. Etwas erschrocken sei sie zunächst gewesen, als sie auf die Intensivabteilung gebeten wurden. "Aber auch dort konnten wir den Schwestern zeigen, wie sie Patienten etwas mobilisieren können."

Mechthild Bavendamm beendete ihr Gastspiel in Zibo schließlich mit einer Powerpoint-Präsentation vor einem großen Stab von Ärzten und Schwestern. Dann hieß es schon: "We will miss you!" und die Heimreise begann. "Es war eine Bereicherung und ich kann mir vorstellen, noch einmal zu fahren", sagt sie und schwelgt ein bisschen in Erinnerungen.

Infos: www.ses-bonn.de