Reinbek (hof). Adolph Freiherr von Knigge, der verarmte Adelsmann, wollte mit seinem Buch “Über den Umgang mit Menschen“ vor allem eines erreichen: Dass alle höflich und respektvoll miteinander umgehen.

"Benimmregeln sind Hilfen im Beruf genauso wie im täglichen Leben", sagt auch Knigge-Trainerin Susanne Pflaumbaum. Jetzt gab sie im Schloss ihr Wissen in zwei Seminaren an 80 Auszubildende weiter.

Organisiert wurden die beiden Schulungen vom Verband der Südholsteinischen Wirtschaft (VSW). Denn viele Mitgliedsfirmen wollen ihren Auszubildenden helfen, sich auch im gesellschaftlichen Umgang zu schulen, so Stefanie Röder, Anwältin beim VSW. Die Azubis betreten ein neues Umfeld, in dem es Umgangsregeln einzuhalten gilt. Sie lernten, welche Begrüßungsrituale es gibt oder wie Small Talk funktioniert.

"Auch wenn einige von Ihnen noch gar nicht volljährig sind - als Auszubildender sind Sie jetzt erwachsen", sagte die Knigge-Expertin und startete die Benimmregeln mit der richtigen Begrüßung. Darin habe jedes Land so seine eigenen Regeln: Franzosen begrüßen sich mit Küsschen, Eskimos mit Nasenreiben und Asiaten mit Verbeugungen. "Bei uns ist es immer die rechte Hand, mit der wir jemanden begrüßen", sagte Pflaumbaum. Wobei der Ranghöhere entscheide, ob er die Hand reicht oder nicht. Dabei sollte eine Begrüßung immer auf Augenhöhe geschehen. "Also stehen Sie auf, wenn Sie begrüßt werden." Nur wer über 80, behindert oder verletzt sei, dürfe sitzen bleiben.

Bei der Vorstellung müsse immer der Vor- und der Nachname genannt werden, wenigstens beim ersten Mal. "Der andere wird dann selbst entscheiden, ob er Sie beim Vornamen nennt und duzt oder beim Sie bleibt." Beim allgemeinen Grüßen sei es egal, wer es zuerst macht. "Hauptsache grüßen." Das gelte auch, wenn man einen Laden betritt. "Machen Sie durch Grüßen auf sich aufmerksam." Immer derjenige, der neu in einer Gruppe dazu kommt, sollte grundsätzlich etwas sagen.

Beliebtes Thema zum Warmwerden: Man redet über das Wetter. Warum? Weil es sich hier bei uns ständig ändere und dadurch immer Gesprächsstoff biete, so die Benimm-Expertin. Aber auch Hobbys und Sport, Firma und Beruf, Freizeit und Urlaub oder Tagesthemen und eigene Themen würden sich anbieten. "Auf keinen Fall sollte man beim Small Talk über Geld, Privates, Religion, Politik oder Krankheiten sprechen. Auch Tratsch und Klatsch sind ein No-Go", sagte Susanne Pflaumbaum.

Für Mike Brenner war vieles nicht neu in dem Seminar. "Aber einiges wusste ich noch nicht", sagte der 26-jährige Azubi, der bei der Firma afg-Personal Group zum Personaldienstleistungskaufmann ausgebildet wird.

Auch die Tischsitten, von Susanne Pflaumbaum anhand von Plastik-Burgern und -Hummern erklärt, seien klar: "Natürlich isst man einen Hamburger bei McDonalds mit der Hand, im Blockhouse dagegen wohl eher mit Messer und Gabel."

Dass im Flugzeug der mittlere Sitz über beide Armlehnen verfügen darf, das war den meisten neu.