Telekom verteilt Nummern neu, repariert erst nach Monaten

. Bis vor kurzem ahnten Maria Sander aus Wohltorf und Angelika Lütjens aus dem Reinbeker Krabbenkamp nichts voneinander. Mittlerweile tauschen sie sich über recht persönliche Dinge aus. Anstoß für die unerwartete Bekanntschaft gab die Telekom, denn die hat kurzerhand einfach die Nummern der beiden Frauen vertauscht.

Freunde der Wohltorferin stellten am 14. August fest, dass sie Reinbeks zweite stellvertretende Bürgermeisterin Angelika Lütjens am Telefon haben, wenn sie die Nummer von Maria Sander wählen. Lütjens Telefon war bereits seit dem 5. August gestört, auf einen Internetzugang wartet sie bis heute.

Am Sonnabend, 15. August, meldet Maria Sander der Telekom die Störung, Und eröffnet damit einen Prozess, den sie mit viel Galgenhumor als "telekomisch" bezeichnet. In den folgenden Wochen hört sie von Technikern, die nicht "gut drauf" seien, anderen, die zu ihrem Fall leider gar nichts sagen können, und einem, der forsch behauptet, ihre Nummer habe nun "eine Leistungsträgerin" - Reinbeks stellvertretende Bürgermeisterin. "Sie bekommen vielleicht eine neue", verspricht er freundlich. Maria Sander ist empört. Es ist ihre Nummer und das schon seit 40 Jahren. Soll hier seitens der Telekom nur Angelika Lütjens beruhigt werden, die seit Wochen nicht telefonieren kann? Ein Techniker vermutet einen Fehler im Schaltkasten, ein anderer einen Bruch der Leitung.

Die beiden Frauen haben mittlerweile einen guten Draht zueinander. Angelika Lütjens informiert Maria Sander über deren Mobiltelefon über wichtige, für sie eingegangene Anrufe. Nachdem ein Techniker bei Angelika Lütjens war, ist sie wieder über ihre eigene Nummer zu erreichen. Die von Maria Sander ist mittlerweile bei der Telekom gar nicht mehr gelistet. Erstaunlich, konnten Freunde darüber doch lange einwandfrei Angelika Lütjens erreichen. Ein paar Tage später gibt es auch ein Happy End in Wohltorf - Maria Sander ist wieder per Telefon zu erreichen - unter eigener Nummer.

Darauf mussten Inge Kluth, Claus-Dieter Kosche sowie das Ehepaar Sigrun und Günter Koopmann noch länger warten. Fast zwei Monate mussten sie ohne Festnetzanschluss auskommen - Inge Kluth und Claus-Dieter Kosche konnten in dieser Zeit zudem auch nicht fernsehen. Erst letzte Woche funktionierten Telefon und Fernseher wieder, wie von Zauberhand.

Beide Paare waren seit dem 16. Juli plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten. Von dem Schicksal der jeweils anderen ahnten sie jedoch zunächst nichts. "Es rauschte stark in der Leitung", erzählt Inge Kluth. "Außerdem flackerte das Fernsehbild", erinnert sich ihr Lebensgefährte.

Sowohl sie als auch ihre Nachbarn telefonierten unzählige Male mit der Hotline der Telekom. Zunächst hatten alle noch Hoffnung, schließlich sprachen die Mitarbeiter von einem Kurzschluss, der umgehend behoben sei. Kurz darauf war schon von einem größeren Schaden im Erdreich die Rede. Das Problem: Handwerker und Subunternehmer seien leider nicht erreichbar. Dann kam es richtig dicke: Die Betroffenen erfuhren, dass die Telekom in der Schönningstedter Straße bedauerlicherweise keine Baustelle einrichten könne, um die Leitungen wieder flott zu machen. Schließlich sei ihre Straße die Umleitungsstrecke für die K80, deren Fahrbahn zu dem Zeitpunkt erneuert wurde. Aber zwei Wochen später, da ginge es los. Jedoch: Es tat sich nichts.

Nun schob die Telekom der Stadt Reinbek die Schuld in die Schuhe. Diese habe nicht erlaubt, die Straße aufzugraben und den Fehler zu beheben. Die Betroffenen waren mittlerweile verzweifelt. "Mein Mann ist Schlaganfallpatient, er kommt mit dem Handy nicht zurecht. Wir sind auf das Festnetztelefon angewiesen", so Sigrun Koopmann. In ihrer Not bittet die 74-Jährige sogar ihre Nachbarin Nicole Tittko, der Telekom auch zu mailen.

Deren Pressesprecher Georg von Wagner antwortet lapidar. "Eine konkrete Kommunikation, wann der Schaden behoben sein wird, ist meines Erachtens unter diesen Umständen nicht möglich." Jetzt sind nicht nur die Betroffenen sauer, sondern auch Reinbeks Bauamtsleiter Sven Noetzel. "Die Behauptung, wir hätten das verbockt, weise ich zurück. Eine Aufgrabegenehmigung erteilen wir in der Regel in 48 Stunden. In schwierigen Fällen kann es mal zwei Wochen dauern - aber niemals fast zwei Monate!"

Obwohl nichts funktionierte, buchte die Telekom wie selbstverständlich die vollen Monatsbeiträge für die betroffenen Anschlüsse ab. Das Kassieren funktioniert. . .