Wuchtig: Angehende Tischlermeister präsentieren Unikate

Ein angehender Tischlermeister aus Wentorf hat den vermutlich wuchtigsten Phonoschrank der Nation geschaffen. Mehr als 700 Kilo wiegt das Eichenholzstück, das der Noch-Geselle Daniel Spilcker (32) als Meisterstück für die praktische Prüfung angefertigt hat. Und weil bei so einem Meisterstück auch die Kosten- und Preiskalkulation dazugehört, weiß Spilcker, wie teuer sein Massivmöbel wäre - wenn er denn nicht schon einen Platz dafür im eigenen Wohnzimmer bestimmt hätte: "Mehr als 15 000 Euro müsste ich für dieses Sideboard nehmen."

Zwei Besonderheiten des eigenwilligen Möbels dürften gewährleisten, dass es Sonderpunkte bei der Benotung gibt: Zum einen ist der Korpus aus einem kompletten Eichenstamm gefertigt, so dass sich sogar noch die Jahresringe erkennen lassen. So erinnert das Stück in seiner archaischen Attitüde an die Wohnzimmereinrichtung der Comic-Familie Feuerstein aus der Steinzeit. Zweite Spezialität ist eine einzigartige technische Finesse: Die in mehrere Segmente unterteilte Schublade für DVDs ist fast dreimal so lang wie das Möbelstück tief. Das ist möglich, weil die Fächer rechts durch Scharniere, links durch Magneten miteinander verbunden sind und sich einklappen lassen. Auf diese Weise macht die Schublade im ausgehöhlten Stamm eine Rechtskurve und verschwindet längsseits im Schrank hinter dem Hifi-Fach.

Dass er Tischler werden wollte wie sein Vater, erkannte Daniel Spilcker nach der Realschule bei einem Praktikum im Metallbau: "Das Material war mir einfach zu kalt."

Spilcker begann eine Lehre bei einer Treppentischlerei in Buchholz, arbeitete dann in Betrieben in Harburg und in Oststeinbek und bildet seit ein paar Jahren mit seinem Vater Thomas Spilcker den Zwei-Mann-Betrieb Tischlerei Spilcker in Wentorf. "Unser Kerngeschäft sind maßgeschneiderte Einbauschränke und der Ausbau komfortabler alter Wohnhäuser", sagt Daniel Spilcker. Was ein guter Tischler nach seiner Erfahrung haben muss: "Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Liebe zum Holz."

Dieses und 49 weitere Meisterstücke sind noch bis Sonnabend, 23. August, in der Handwerkskammer, Holstenwall 12, in Hamburg zu sehen - darunter eine Winkeltreppe, zwei Doppelbetten und ein Kickerspiel.