Recyclinghof: Vor der Einfahrt an der Glinder Straße bilden sich jeden Morgen lange Schlangen

Schon kurz nach 10 Uhr ist die Schlange an der Glinder Straße 30 lang: Pkw, Klein-Lkw, Trecker - alles dabei. Niklas Beuke hat alle Hände voll zu tun. "Grünschnitt kostet 90 Cent pro angefangene 100 Liter, die 13 ist für die Bauabfälle, Fliesen bitte zur 15", sagt er, während er sich zu einem der wartenden Autofahrer hinunterbeugt. Als Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft klärt Beuke vor dem Recyclinghof der Abfallwirtschaft Südholstein über Preise auf, kassiert und weist die Kunden den nummerierten Containern zu.

"Darf ich mal in ihren Anhänger schauen?" fragt Beuke einen Fahrer. Christian König hat nichts dagegen. Bauabfälle und Restmüll will der Oststeinbeker loswerden und ist mit dem Service rundum zufrieden: "Das Personal ist nett hier." Für den Kurz-Check seiner Ladung hat er Verständnis.

"Es gibt immer wieder Spezies, die uns übers Ohr hauen", erklärt Beukes Kollege Axel Brügmann die Notwendigkeit einer Kontrolle. "In der Vergangenheit ist auch schon mal die ein oder andere Öldose reingeschmuggelt worden, für die man eigentlich hätte bezahlen müssen." Den Sperrmüll könne man nach wie vor gratis abgeben. "Und darunter lassen sich kleinere Gegenstände gut verbergen." Brügmann betont jedoch, dass es unter 100 Kunden nur ein Schwarzes Schaf gebe. Das gelte auch für die vor geraumer Zeit eingeführte Gebühr für Autoreifen. Brügmann: "Drei Euro pro Stück muss man seit Jahresbeginn für die Entsorgung bezahlen." Da seien vereinzelten Querulanten die Nerven durchgegangen. "Die haben uns übel beleidigt."

Eher gelassen nimmt eine ältere Dame hin, dass sie ihre nicht gezündeten Silvesterböller wieder mitnehmen muss. "Die fallen unter das Waffengesetz", teilt ihr Brügmann mit: "Bitte bringen Sie die zur Polizei oder zur Feuerwehr." Und weil er beim Thema ist, fügt er noch hinzu: "Mineralwolle und Schadstoffe aus jeglichem Gewerbe nehmen wir auch nicht an." Die könne man aber zum Recyclinghof in Wentorf bringen. Dann muss er wieder Beuke unterstützen. Denn die Autoschlange ist länger geworden. Brügmann öffnet nun eine zweite Kontrollspur. 120 000 Anlieferungen haben er und Beuke gemeinsam mit ihrem Kollegen Peter Stach im Jahr 2013 gewuppt. "Und es werden immer mehr", meint Brügmann. Er muss es wissen, denn er ist seit 1995 dabei.

Wer nicht im Kreis Stormarn wohnt, kann hier seinen Abfall übrigens nicht herbringen. "Der Recyclinghof wird ja schließlich vom Steuergeld der Stormarner finanziert", erklärt Brügmann.

Derweil verabschiedet sich Tina Mühlbach von ihrem ausgedienten Aztekenofen. Auch die Barsbüttelerin kommt öfter, wenn sie Großabfälle loswerden muss. "Trotz Riesenandrang geht hier doch alles ziemlich flott über die Bühne", lobt sie das Personal. Gegenüber hat Petra Zebisch Teppichboden und Holz von Renovierungsarbeiten geladen. "Ich habe auch gleich meinen defekten Kassettenrekorder und Drucker mitgebracht. E-Geräte fallen ja noch unter Sperrmüll und sind kostenlos", sagt sie. Neun Euro für ihren Anhänger voll Grünabfälle haben hingegen gerade Martina Pothlitz und Volkert Backs aus Oststeinbek berappt. "Wir haben unsere Hecke geschnitten", erklären beide. Auch sie bezeichnen sich als "Stammkunden." "Nur mit den Öffnungszeiten ist es manchmal ein bisschen knapp", sagt Pothlitz. "Wir sind beide berufstätig. Die Schließzeit um 18 Uhr, im Winter sogar um 16 Uhr, bietet nicht viel Spielraum." Da müsse man zuweilen auf den Sonnabend ausweichen.

Recyclinghof: https:// www.awsh.de/recyclinghoefe/recyclinghof-reinbek/. Gebührenfreie Hotline 0800/ 2974001. Derzeit ist der Hof montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr und sonnabends, 9 bis 14 Uhr, geöffnet.