Facharbeitermangel: Umschulungsprogramm zum Berufsabschluss für Ungelernte wenig gefragt

Die Oldesloerin Parisa Jolousi (31) hat die Chance einer betrieblichen Umschulung ergriffen und es nach einem Jahr nicht bereut: "Das Lernen wird schwieriger, aber dafür bin ich motivierter", sagt die Mutter einer Tochter (2). Vor der Elternzeit habe sie elf Jahre als Ungelernte gearbeitet. "Mit zunehmendem Alter wird es aber schwieriger, Jobs zu finden." Nach zwei Monaten Arbeitslosigkeit wurde ihr über die Arbeitsagentur eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau bei einer Tankstellenkette angeboten. "Die kann ich in Teilzeit absolvieren."

So wie sie könnten auch andere Ungelernte mit Hilfe der Arbeitsagentur ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern, wirbt Mathias Brandtmann. Wegen des Facharbeitermangels hat die Bundesagentur für Arbeit ein Sonderprogramm aufgelegt. "Denn Firmen der Region suchen händeringend Fachkräfte", sagt der Teamleiter in der Agentur für Arbeit: Mechatroniker, Energietechniker und Elektriker haben die Wahl zwischen 58 offenen Stellen. Doch Bewerber gebe es kaum. Deshalb setzen er und seine Mitarbeiter auf das Programm, das aus Potenzialen bei Arbeitslosen ohne Berufsabschluss schöpfen soll. Sie können sich zu Facharbeitern weiterbilden, aber auch in anderen Mangelberufen, wie Altenpflege oder Sozialarbeit beruflich einsteigen. Die Geschäftsstelle Reinbek kann in diesem Jahr 38 berufsabschlussbezogene Umschulungen fördern. "Dafür konnten wir bisher nur 14 Kunden gewinnen", bedauert Brandtmann. Die Agentur Bad Oldesloe hat 148 Umschulungsmöglichkeiten und bisher 79 Kunden gewonnen. "Wir haben somit noch Potenzial, um dem Facharbeitermangel entgegenzuwirken", fügt er hinzu.

Brandtmann würde sich auch wünschen, dass Betriebe diese Chance mehr nutzen, qualifizierte Mitarbeiter heranzubilden. Auch Berufsrückkehrer oder Arbeitslose, die einen Berufsabschluss haben, der seit Jahren brachliegt, können so einen neuen Abschluss erwerben.

Wichtig sei die Neigung und Eignung für den Beruf. "Wir können niemanden zwingen, Altenpfleger zu werden", so Brandtmann. Es gibt die Möglichkeit einer betrieblichen Umschulung, und die über Träger. Die Ausbildungszeit wird jeweils um ein Drittel verkürzt.