Asyl: Acht Männer leben in der provisorischen Unterkunft, im September werden die Container abgebaut

An heißen Sommertagen ist es zwischen den Wohncontainern kaum auszuhalten. Und drinnen, auf 12 Quadratmetern, erreichen die Temperaturen schnell an die 35 Grad. An Ruhe ist auf dem Parkplatz an der Hermann-Körner-Straße auch nicht zu denken. Ab 7 Uhr dröhnt nebenan die Autowaschanlage. Für acht Männer aus dem Iran und Afghanistan ist dieser ungastliche Ort zurzeit dennoch ihr Zuhause. Langeweile prägt den Alltag der Männer, die mit vielen Hoffnungen der Verfolgung in ihrer Heimat entflohen sind und hier einen Antrag auf Asyl gestellt haben.

"Der Platz ist viel zu klein", sagt Ali S. (Name geändert), den sie zum Sprecher ernannt haben. "Wir fühlen uns wie Bettler zum Nichtstun verurteilt", lässt er das Gefühl, das alle teilen, von Mahmood Nabavi übersetzen. Der Dolmetscher spricht nicht nur Deutsch, sondern auch Persisch, Dari, Türkisch und Aserbaidschanisch. Er ist beim Awo-Landesverband Schleswig-Holstein angestellt und kümmert sich auch um die Flüchtlinge, die nach Reinbek gekommen sind. Er ist erste Anlaufstelle für Probleme, die man in einem fremden Land haben kann. Vor allem bei Korrespondenzen mit Behörden.

Doch bei allen Problemen kann auch er nicht helfen. Weit weg von ihren Familien, leiden die meisten unter Depressionen, wünschen sich mehr Kontakt, Sportmöglichkeiten und eine Beschäftigung. Viele haben studiert, ein junger Mann hatte im Iran im IT-Bereich gearbeitet. Ein 31-Jähriger war selbstständig, ist nach religiösen Verfolgungen zu Fuß und mit dem Auto in die Türkei geflohen und zuletzt mit dem Flugzeug in Berlin gelandet. Der jüngste von ihnen kommt aus Afghanistan ist gerade 18 Jahre alt und träumt davon, wieder zur Schule gehen zu können.

In ein paar Wochen werden alle die provisorische Unterkunft verlassen können, stellt Amtsleiter Torsten Christ in Aussicht. Zurzeit wird der leer stehende Kindergarten am Mühlenredder zur Unterkunft für 12 Asylbewerber umgebaut. "Ich hoffe, dass wir nächste Woche fertig sind", so Christ. Zwei der Männer könnten dorthin ziehen, sechs in den Krabbenkamp. Die Container an der Hermann-Körner-Straße werden nach dem Auszug abgebaut.

Fragen an den Flüchtlingsrat

Wie lange die Asylbewerber in den Unterkünften bleiben und welche Chancen sie auf eine dauerhaftes Bleiberecht haben, darüber sprachen wir mit Andrea Dallek, Mitarbeiterin des Flüchtlingsrates Schleswig-Holstein.

Wie lange dauert es, bis über einen Antrag auf Asyl entschieden wird?

Flüchtlinge aus Afghanistan mussten 2013 im Schnitt 14 Monate darauf warten.

Wie viele werden anerkannt?

Von 6126 Entscheidungen über Asylanträge von Personen aus Afghanistan wurden in ganz Deutschland knapp ein Prozent als politische Flüchtlinge nach dem Grundgesetz anerkannt. 20,1 Prozent bekamen eine Anerkennung nach der Genfer Flüchtlingskonvention. Knapp 27 Prozent haben einen anderen Schutzstatus erhalten und werden nicht abgeschoben.

Was bedeutet die Anerkennung?

Die Flüchtlinge dürfen sich den Wohnort aussuchen, arbeiten und müssen zum Beispiel Sprachkurse besuchen. Nach drei Jahren wird der Antrag wegen eventueller Veränderungen der Situation in ihrem Heimatland neu geprüft. Danach können sie eine unbefristete Niederlassungserlaubnis erhalten.

Was sind die größten Ängste der Flüchtlinge?

Viele Flüchtlinge aus Afghanistan haben zum Beispiel für die US-Streitkräfte als Dolmetscher gearbeitet und fürchten Konflikte mit den Taliban. Es kann schon gefährlich für sie und ihre Familien sein, wenn die Namen im Internet veröffentlicht werden. Viele haben aber auch aufgrund der Dubliner Vereinbarung Angst, in andere europäische Länder zurückgebracht zu werden, wenn sie zu viel über ihre Fluchtwege preisgeben.

Was heißt das?

Nach der Vereinbarung müssen sie in das europäische Land zurück, in dem sie zuerst registriert wurden, ob Malta, Italien oder Bulgarien. Dort sind Flüchtlinge immer wieder unversorgt und obdachlos oder inhaftiert. Es gibt eine europäische Datenbank, die die Fingerabdrücke abgleicht.

Wie verlaufen die meisten Fluchtwege?

Meist über professionelle Schlepper. Oft sind es wirre Wege zu Fuß, im Boot, per Flugzeug. Häufig wissen sie selbst nicht, wo sie die Grenzen überquert haben. Es kommt nicht selten vor, dass sie bis zu zwei Tage eingeschlossen in Kleintransportern ohne Essen und Trinken verbringen.

Woher kommt das Geld?

Viele Familien legen Erspartes zusammen, verkaufen Haus und Hof, um einem Mitglied die Flucht zu ermöglichen, die bis zu 20 000 Dollar kosten kann. Einige Flüchtlinge schlagen sich als Tagelöhner zum Beispiel in der Türkei durch, um Geld für die Weiterfahrt in ein EU-Land zu verdienen.