Interview: In wenigen Tagen heißt es für Axel Bärendorf: “Ich bin dann mal weg“

Sein Name ist auf einem Glied der Bürgermeisterkette eingraviert, darunter das Dienstantrittsdatum 1.9.2008. Wenn Axel Bärendorf das Amtszeichen des Reinbeker Bürgermeisters am letzten Arbeitstag an seinen Nachfolger Björn Warmer übergibt, wird der 31. August nachgetragen. "Dann heißt es für mich: 'Ich bin dann mal weg'", sagt Bärendorf. Entspannt sitzt der Noch-Verwaltungschef am großen Konferenztisch in seinem Büro mit Blick auf den Völkers Park. Wimpel sind darauf in einer Reihe platziert. "Die Geschenke habe ich beim Aufräumen in einem Schrankfach entdeckt", sagt Bärendorf etwas belustigt über den Fund. Vor seinem Schreibtisch steht eine Plastiktonne, randvoll mit aussortierten Akten. Lustige Figuren, Bücher und ein besticktes Kissen von seiner Ehefrau sind in einer Kiste verstaut. Bis zum 19. August ist Bärendorf noch an Bord. Nach einer Dienstreise nach München und ein paar Tagen Urlaub kommt er noch einmal zur Schlüsselübergabe. Im Gespräch mit Redakteurin Anne Müller blickt er zurück und auf die Zeit, die vor ihm liegt.

Herr Bärendorf, Sie werden am 8. September 57. Ist das nicht etwas zu jung für den Ruhestand?

Axel Bärendorf:

Nein, ich habe da kein schlechtes Gewissen. Das Recht sieht Versorgungsansprüche für wählbare Beamte vor. Mit gutem Grund, ohne diese Absicherung würde niemand antreten. Hinter mir liegen 40,3 Berufsjahre, in denen meine Arbeitgeber für mich in die Versorgungsausgleichskasse Schleswig-Holstein eingezahlt haben. Wenn ich die Überstunden zusammenrechne, dann habe ich meine Lebensarbeitszeit längst abgegolten.

Was wird Ihre letzte Amtshandlung sein?

Am 30. August die Eröffnung der Ausstellung KunstwerkWerkkunst. Das Ehepaar Müller-Rousseau hatte mich darum gebeten. Ich schätze das Engagement der beiden sehr. Das mache ich gern.

Wenn Sie zurückblicken auf 40,3 Jahre erfülltes Berufsleben, welche Phase hat Sie am meisten geprägt?

Die drei Jahre in der Bargteheider Verwaltung. Ich war damals mit 26 jüngster Amtmann in Schleswig-Holstein. Als stellvertretender Büroleiter habe ich gelernt, was Kommunen schaffen können, wenn die politischen Gremien trotz Differenzen an einem Strang ziehen. Und als Sozialamtsleiter habe ich viel über Menschen gelernt und deren Nöte mit anderen Augen gesehen.

Welchen Rat geben Sie ihrem Nachfolger?

Ich werde Björn Warmer gar nichts auf den Weg geben, weil er das kann.

Kennen Sie sich persönlich?

Ja, aus unserer Wentorfer Zeit. In den 90er-Jahren war ich Kämmerer und Hauptamtsleiter in der Gemeinde und da hat sich auch die Freundschaft mit seinem Vater entwickelt.

Wie werden Sie die letzten sechs Jahre in Reinbek in Erinnerung behalten?

Es waren die Jahre des Kindergarten- und Krippenausbaus, der Ertüchtigung von Schulgebäuden, des Kampfes um den Neubau der Feuerwache. Zu den vielen Weichenstellungen gehörten auch die Neuordnung des Kulturbetriebs, der Erhalt des Freizeitbades und die Neuorganisation der Verwaltung von sechs auf drei Ämter. Ich freue mich, dass der Antrag für die Oberstufe an der Gemeinschaftsschule gestellt werden konnte.

Den Reinbekern werden Sie sicher auch als "Mr. Mittelzentrum" in Erinnerung bleiben?

Das war ein Baby von Klaus-Peter Puls und mir und ein Schritt in die richtige Richtung. Angesichts der vielen Aufgaben der Kommunen und der finanziellen Ausstattung wird eine Kooperation auf Verwaltungsebene überlebenswichtig, um für die Bürger auch weiter gute Leistungen erbringen zu können.

Was hat Sie als Bürgermeister ausgemacht?

Für die Menschen eine ordentliche Verwaltungsarbeit zu leisten. Ich habe mich immer als Dienstleister gesehen. Als Salonlöwe herumzulaufen, habe ich vermieden.

Sie haben immer beteuert, dass Sie noch eine Amtszeit in Reinbek machen würden, wenn eine Fraktion Sie vorschlägt. Das ist nicht passiert, bleiben da Wunden?

Nein, die gab es nie.

Mit welchen Stadtverordneten würden Sie noch ein Glas Wein trinken?

Ein sehr persönliches Verhältnis habe ich zu Klaus-Peter Puls. Gesundheitlich verdanke ich auch Didi Joppich und Michael Zietz, Stadtverordneter und Physiotherapeut, viel. Ihn werde ich regelmäßig besuchen.

Was war Ihr größtes Lob?

Dass Lothar Zug und ich es hinkommen haben, Helmut Schomann am Sterbebett die Ehrenbürgerwürde zu überbringen. Das ist mir menschlich sehr nahe gegangen.

Und die größte Kritik?

Die Aussage vonseiten der Politik "Das, was du uns für die Kooperation der Bauhöfe vorgelegt hast, ist uns nicht ausreichend."

Wie feiern Sie Ihren Abschied?

Im kleinen Rahmen. In großen Lobreden wird ohnehin zu viel gelogen.

Und von der Politik?

Der Ältestenrat hat mich nach einer Absprache zu einem Essen in mein Lieblingsrestaurant Löwenzahn eingeladen. Darüber freue ich mich sehr.

Worauf freuen Sie sich jetzt?

Darauf, dass ich mehr Sport machen kann und die erste Tour mit meinem neuen E-Bike.

Wohin führt die?

In Etappen von Reinbek über Geesthacht, Krummesse, Lübeck und Segeberg.

Was nehmen Sie mit?

Eine Kamera und ein Notizbuch. Übernachten werde ich in Jugendherbergen.

Was ist die nächste größere Reise?

Mit einem Freund und Ex-Kollegen werde ich nächstes Jahr in die Bretagne fahren und Freunde besuchen. Die haben wir in meiner Zeit als Ammersbeker Bürgermeister über die Städtepartnerschaft kennengelernt.

Werden Sie künftig auch Reinbek besuchen?

Ja, denn ich schätze das gute gastronomische Angebot. Der Italiener gegenüber, der Grieche und Löwenzahn haben mich ja auch in meiner Amtszeit bekocht.

Was werden Sie sonst noch in Ihrer Freizeit tun?

Ich plane, mich für einen karitativen Verein in Ahrensburg zu engagieren und als Handlanger und Bote für eine Stiftung zu arbeiten.

Welche Pflichten übernehmen Sie im Haushalt?

Darüber haben wir uns noch keinen Kopf gemacht. Vielleicht mache ich es wie Loriot und kaufe erst einmal in großen Mengen Senf ein.