Imker siedelt in Neuschönningstedt zwei friedliche Völker an

Wer aufmerksam über den Waldfriedhof in Neuschönningstedt geht, wird es zwischen den Büschen und Bäumen neuerdings summen hören. Denn Imker Lutz Höpke und seine Frau Anke haben dort zwei Bienenvölker und zwei Ableger angesiedelt, die sich in dem beschaulichen Naturidyll sichtlich wohlfühlen. Die Idee, den Bienen dort ein Zuhause zu geben, hatte Friedhofsverwalterin Annegret Habel. "Wir möchten die Schöpfung bewahren, und wo ginge dies besser, als an diesem schönen Platz", erklärt sie.

Der Plan geht auf. Denn Imker Höpke war gestern sichtlich zufrieden, als er im Bienenstock abseits der Spazierwege nach dem Rechten schaute. Angst, von den Insekten angegriffen zu werden, müssen Besucher des Friedhofs übrigens nicht haben. "Wir haben uns für eine Rasse entschieden, bei der die Friedfertigkeit und nicht der Ertrag im Vordergrund steht", erklärt der 53-Jährige. Mit rund 60 Kilogramm Honig pro Volk rechnet er am Ende des Jahres.

Als sich vor drei Jahren ein wilder Schwarm im Garten der Höpkes in Witzhave niedergelassen hatte, war dies der Beginn für ihr spannendes Hobby. "Ein befreundeter Imker kam in Shorts und Schlappen, schnappte sich die Bienen und transportierte sie lässig auf dem Beifahrersitz nach Hause", erinnert sich Höpke. Er und seine Frau schauten sich an und wussten: "Das können wir auch." Seitdem sind die beiden Hobby-Imker fasziniert von der Welt, in der es summt und brummt, jeder die Regeln kennt, für die Gemeinschaft arbeitet und ackert und am Ende köstlicher Honig entsteht. Den ersten Honig aus dem eigenen Garten haben sie Freunden und Geschäftspartnern auf gut gebutterten Brötchen serviert - ein Festmahl.

Ob der Honig aus Neuschönningstedt schmeckt, wird sich bald herausstellen. Höpkes sind zuversichtlich, haben die Bienen im Umkreis doch genug Anlaufstellen auf Feldern und in privaten, liebevoll bepflanzten Gärten. Bevor das "flüssige Gold" jedoch verköstigt wird, wird es im Fachlabor getestet. "Das ist wichtig. Wir müssen wissen, ob der Honig rein ist und nicht Spuren von Rhododendren enthält, die hier auf dem Friedhof zahlreich stehen", erklärt der Imker. Denn die sind für den Menschen gesundheitsschädlich.

Am liebsten wäre es dem Witzhaver, wenn Friedhofsverwalterin Annegret Habel eine Wiese mit Wildblumen wuchern ließe, auf der die Bienen eine reiche Auswahl finden. "Das haben wir bereits versucht, es kam bei unseren Besuchern aber nicht gut an. Sie möchten gemähten Rasen", hat sie festgestellt.

Fest steht: Mit den bestäubungsfreudigen Bienen erhöht sich die Pflanzenvielfalt, Insekten siedeln sich an, ihnen folgen Vögel - der Friedhof als Naturparadies.