Alte Souvenirs: Ein Gang durch das Geschäft An- und Verkauf ist wie eine Reise um die ganze Welt

. Mit dem Betthupferl aus Altmannstein sind süße Träume von sattgrünen Wiesen, klaren Bächen, Sommer und Sonne garantiert. Der feurige Drache aus Thailand erinnert an Gerichte mit scharfem Curry, cremiger Kokosmilch und knackigem Gemüse, während der sanft lächelnde Buddha Bilder von friedlichen Tempelanlagen vor dem inneren Auge entstehen lässt. Ein Gang durch den An- und Verkaufladen von Cecilie Gryselka ist wie eine Reise um die ganze Welt.

Und die beginnt im Porzellanbereich mit Bier- und Schnapsgläsern aus dem Bayerischen Wald, führt vorbei an orientalischen Wandtellern, einem Engelschor aus dem Erzgebirge und einem großen, gläsernen Sangria-Krug hin zu einer kleinen, weißen Vase aus Sieber im Harz und einem Saftkrug mit passenden Bechern aus Bulgarien. Sie alle sind eins: Geballte Urlaubserinnerungen. Mit dem letzten Kleingeld in fremder Währung auf dem Weg zum Flughafen gekauft und dann im letzten Winkel des Koffers verstaut. Oder große Investitionen wie der Buddha, der Drache aus Thailand oder der schwere, silberne Teller aus Österreich.

"Die meisten Menschen bewahren ihre kostbaren Urlaubserinnerungen in der Glasvitrine auf", hat Oliver von Schlieben festgestellt. Der An- und Verkauf-Mitarbeiter ist dabei, wenn die Wohnungen von älteren Menschen oder beispielsweise Auswanderern leer geräumt werden. Nicht selten sind es die immer gleichen Souvenirs, die sie in Kisten packen: den Nussknacker aus dem Erzgebirge, die kleinen, silbernen Sammellöffel aus Linz, Hamm, Montreux oder Berlin. "Die sind unglaublich beliebt. Die meisten sehen wie neu aus. Sie wurden ausgestellt, aber nie benutzt", ist Cecilie Gryselka sicher.

Das, was in ihrem Gebrauchtwarenladen an der Scholtzstraße in den Regalen liegt, zeigt sehr eindeutig, wo die Deutschen in den vergangenen Jahren gern ihren Urlaub verbracht haben: Bayern und Österreich haben die Nase vorn, dicht gefolgt von Harz und Erzgebirge. Im Bereich Fernreisen belegen Afrika (Holzgiraffen, Krieger) und Thailand die vorderen Plätze.

Wer nicht weiß, wo all das liegt, wird auf einem der zahlreichen Globusse fündig, die über den ganzen Laden verstreut einen Platz gefunden haben. Neben alten Schallplatten stehen alte Koffer, die dem Anschein nach schon Anfang des 19. Jahrhunderts so manche Bahn- oder Schiffsreise miterlebt haben.

Beim Gang durch die Ausstellungsräume ist selbst Cecilie Gryselka überrascht, was die Menschen am Ende ihrer Ferien alles mit nach Hause genommen haben. So viel übrigens, dass es auch für jene noch locker reicht, die das heimische Sofa nie verlassen haben. Kleine Leuchttürme, Muscheln, Teepötte aus Ostfriesland gehen nicht selten an jene weg, die vorgaben, in den Ferien an der Ostsee zu sein. Hölzerne Giraffen stellen sich andere ins Wohnzimmer, die Urlaub auf "Balkonien" machten, aber gern von ihren vermeintlichen Abenteuern auf Großwildsafari schwärmen. Ganz schön viel Seemannsgarn am Ende der Ferien - aber das gibt es ausnahmsweise nicht an der Scholtzstraße.