Tierheimleiterin zieht Jungvögel mit der Hand auf

Sie futtern wie die Weltmeister und nehmen den Schnabel ganz schön voll. Erstaunlich, schließlich könnte zumindest der kleine Spatz, den Reinbeks Tierheimleiterin Karen Schönbrodt derzeit zusammen mit sechs Raben, einem Eichelhäher und einem kleinen Täubchen mit der Hand aufzieht, locker in einer Espresso-Tasse baden. Der Appetit steht in keinem Verhältnis zur Körpergröße.

Für den jungen Eichelhäher in der Voliere nebenan wäre der muntere, schwarze Federball allerdings das perfekte Häppchen für den kleinen Hunger zwischendurch. Deswegen zieht die Tierheimleiterin die beiden Jungspunde auch getrennt voneinander auf.

Möglich, dass beide zuweilen neidisch auf die Speisen der jungen Raben blinzeln. Denn die sollen mit einem delikaten Mix aus Mehlwürmern, Maden, Igel- und Aufzuchtfutter groß und stark werden. "Viele Leute, die junge Vögel finden, machen den Fehler, sie mit Katzenfutter zu füttern. Das vertragen sie aber nicht", so Schönbrodt. Selbst mitten in der Nacht steht sie stündlich auf, um die hungrigen Schnäbel zu stopfen.

Ihre Schützlinge sind aus dem Nest gefallen, bei ersten Flugversuchen abgestürzt oder von Katzen leicht verletzt worden. Ihre eigenen Katzen machen um die Jungvögel übrigens einen großen Bogen. Das unerfahrene Täubchen wurde von ihnen durch die Katzenklappe ins Haus geschleppt. Und dort wissen die Tiere: "Vögel werden nicht gefressen, im Wohnzimmer sind sie Mitbewohner", so die Tierheimleiterin.

Drei der kecken Raben stammen aus einer Aufzuchtstation. Ihre Reise in den hohen Norden traten sie im Auto an - fliegen können sie ja noch nicht. Davon, selbst Fundtiere aufpäppeln zu wollen, rät sie ab. Meistens bedeute dies viel Arbeit mit ungewissem bis traurigem Ausgang. Denn die Vögel brauchen rund um die Uhr Aufmerksamkeit, damit sie eine Chance haben, zu überleben. "Wer einen Jungvogel findet, kann ihn gern zu uns ins Tierheim an den Senefelder Ring bringen."