Bahnhof: Mit Zwillingskinderwagen Odyssee erlebt

. Von Fahrten mit Bus und Bahn hat Imke Kahrs bis auf Weiteres die Nase voll. Die letzte Tour von Reinbek nach Bergedorf war eine Odyssee, die schon kurz nach dem Start jäh vor dem Fahrstuhl am Reinbeker Bahnhof endete - denn der war kaputt. "Wieder einmal", wie die Reinbekerin feststellen musste. An eine flotte Weiterreise war nicht zu denken. Denn wie sollte sie allein den schweren Zwillingskinderwagen die Treppe hinunterschleppen, in dem ihre beiden sieben Wochen alten Söhne schlummerten?

"Viele Menschen hätten mir gern geholfen. Aber der Kinderwagen wiegt 35 bis 40 Kilo. Das kann man niemandem zumuten, zumal viele auch Angst hatten, den Wagen fallen zu lassen. Das kann ich gut verstehen", so Imke Kahrs.

Ein junger Mann krempelte schließlich die Ärmel hoch und half der jungen Mutter. Auf dem Rückweg hatte sie jedoch weniger Glück. Der Fahrstuhl funktionierte immer noch nicht. Die Reinbekerin zog das Doppelgefährt allein die Rampe auf der Reinbeker Schlossseite hoch - die jedoch hat in der Mitte Stufen. "Als ich oben ankam, war mein Bus schon lange weg. Am Ende des Tages war ich fix und fertig. Meine Kaiserschnittnarbe schmerzte sehr", erzählt Imke Kahrs. Und sie fragt sich auch: Was machen Menschen mit Gehbehinderung, Rollator oder Rollstuhl in solchen Situationen?

Mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigt sich auch der Fahrgastverband "Pro Bahn". Defekte Fahrstühle gehören auf den Beschwerdelisten zu den Dauerbrennern, weiß Pressesprecher Birger Wolter vom Landesverband Schleswig-Holstein/Hamburg. Mit jeder zusätzlichen Technik steige das Risiko, dass gar nichts mehr geht. Deshalb plädiert "Pro Bahn" auch für mehr Rampen. Der Vorteil: Die können nicht kaputt gehen und sind im Unterhalt für die Bahn billiger. Mit einem Gefälle von vier Prozent seien sie für Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer geeignet.

Unabhängig davon, lässt die Bahn mitteilen, dass der Fahrstuhl am Reinbeker Bahnhof bis Ende dieser Woche wieder flott gemacht wird. Ein Computerteil für die Steuerung sei defekt. Bis auf Weiteres helfe der Mobilitätsservice der DB bei der Suche nach einem barrierefreien Bahnhof gern weiter. Wie Imke Kahrs mit ihrem 40 Kilo schweren Zwillingskinderwagen dort hinkommen soll - diese Frage bleibt offen. "Spontan Taxifahren geht nicht, ich habe nicht immer zwei Kindersitze unter dem Arm", so Kahrs. Sie fährt jetzt übrigens mit dem eigenen Auto.