Verkehr: Teilnehmer von “Stadtradeln“ legen ein Konzept zur Entschärfung brenzliger Situationen vor

. Die Zahlen sind beeindruckend: 63 Radfahrer haben bei der Aktion "Stadtradeln" von Ende Mai bis Mitte Juni binnen drei Wochen 13 144 Kilometer im Sattel in und um Reinbek zurückgelegt. 2942 davon können sich zwölf Mitarbeiter der Firma Amandus Kahl auf die Fahnen schreiben. Damit belegten sie unter den sechs teilnehmenden Teams den zweiten Platz. Doch nicht nur das. Jetzt hat das Team eine professionelle Bilanz gezogen und der Stadt Optimierungsvorschläge in Sachen Straßenverkehr und Radwege vorgelegt.

"Es ist keinesfalls als Meckerliste gedacht", sagt Mitstreiter Peter Petersen. Vielmehr ist das Amandus-Kahl-Team in den drei Wochen mit besonders offenen Augen durch die Gegend gefahren, hat Gefahrenpunkte beobachtet und vermerkt. Da die meisten der Teilnehmer auch als Autofahrer die gleichen Strecken fahren, konnten sie die Situation aus mehreren Perspektiven beurteilen.

Unter den "Top drei" der Gefahrenpunkte landet die Sachsenwaldstraße, Ecke K 80, die auch als Schulweg zwischen Reinbek und Glinde genutzt wird. Das Problem dort: Autofahrer haben Vorfahrt. Einige sind jedoch so freundlich, halten an und winken den Radfahrer durch. Gefährlich wird es für diesen dann, wenn andere Kraftfahrer dem Beispiel des ersten Autofahrers nicht folgen und auf der gegenüberliegenden Seite einfach weiterfahren. Besonders Schulkinder seien mit dieser Situation überfordert, hat das Amandus-Kahl-Team festgestellt. Ihre Verbesserungsvorschläge: Eine Vorfahrtsregelung zugunsten des Radverkehrs, eine farbliche Kennzeichnung des Überweges und eine Bedarfsampel.

Als misslich empfinden die regelmäßigen Radfahrer auch die Situation an der Bernhard-Ihnen-Straße, Ecke Schillerstraße. Die Strecke wird von vielen Kindern als Schulweg zur Wohltorfer Grundschule oder zu den Reinbeker Schulen genutzt. Die Misere: Diese enge, kurvenreiche Straße ist auch bei vielen Nichtanliegern mit dem Auto als Abkürzung beliebt. Morgens und nach Schulschluss kommt es zu kritischen Begegnungen auf engstem Raum. Der Vorschlag: Konsequente Verkehrskontrolle und die Umwidmung als Fahrradstraße, die nur die Anlieger mit dem Auto nutzen dürfen.

Wenige Meter weiter sorgt die Landesgrenze zwischen dem Kreis Stormarn und dem Kreis Herzogtum Lauenburg für Ärger. Auf der Wohltorfer Seite ist die Benutzungspflicht des Radweges vor einigen Jahren aufgehoben worden, Radfahrer benutzen die Fahrbahn. Wer in die Gegenrichtung unterwegs ist, denkt, er müsse weiter auf dem Radweg fahren - der ist allerdings mittlerweile ein reiner Fußweg. Ersichtlich ist das jedoch nicht. "Die Lösung wäre ein einheitliches Radwegekonzept auch über die Stadtgrenzen hinweg", sagt Peter Petersen.

Lkw, die im Gewerbegebiet halb auf dem Radweg stehen, wucherndes Buschwerk, das an Kreuzungen die Sicht auf den Fahrradweg versperrt oder überlange Wartephasen für Radfahrer an Bedarfsampeln - die Liste des Teams ist lang.

Im Rathaus kommen die Vorschläge der aufmerksamen Radfahrer hervorragend an. "Klasse, wie die sich einsetzen", sagt Sigrun Richter, Initiatorin für die Aktion Stadtradeln im Reinbeker Rathaus. Jetzt ist die Verwaltung am Zug.