800 Jahre: Derzeit werden Ideen vom interaktiven Lexikon bis zum Autoaufkleber diskutiert

Wentorf nullt. Im Mai 2017 kann die Gemeinde auf stolze 800 Jahre Ortsgeschichte zurückblicken. Das soll selbstverständlich gefeiert werden. Um das Jubiläum gebührend vorzubereiten und vor allem die notwendigen Spenden aufzubringen, hat die Politik jetzt eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die dafür Ideen sammeln soll.

"Die 750 Jahre wurden 1967 groß gefeiert - von den Bundeswehrsoldaten, den Flüchtlingen, die in Wentorf geblieben waren und von den einheimischen Wentorfern", berichtet Gemeindearchivarin Anke Mührenberg. "Außerdem wurde das Heimatbuch mit Aufsätzen namhafter Historiker veröffentlicht."

Doch allein in den vergangenen 50 Jahren haben sich die Zeiten kräftig gewandelt: Die Bundeswehr hat sich seit fast 30 Jahren aus Wentorf zurückgezogen, Flüchtlinge kommen heute in geringerer Zahl als im 20. Jahrhundert und aus weiter entfernten Kriegsgebieten wie Afrika und Asien, und die Zahl der Neubürger ist größer als die der eingeborenen Wentorfer.

"Die Erwähnungsurkunde, in der Wentorf zum ersten Mal auftaucht, war damals zwar bekannt, allerdings nicht greifbar", erzählt Anke Mührenberg. In dem Dokument bestätigte Bischof Heinrich von Ratzeburg am 24. Mai 1217 der Kirche zu Bergedorf, dass Graf Albrecht von Ratzeburg von den Abgaben für sechs Hufen befreit worden war. "Diese sechs Hufen befanden sich zum Teil in dem kleinen Dorf Wentorf, zum Teil in Börnsen", erklärt die Archivarin. Deshalb feiern beide Gemeinden im selben Jahr das große Jubiläum.

"Die Urkunde liegt heute in einem Archiv in Lübeck", berichtet sie. "1943 wurden die Dokumente nach Sachsen-Anhalt ausgelagert. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber kamen sämtliche Archivalien nach Moskau. Erst 1990 nach der Wende bekam Lübeck sein Archiv zurück."

Vor 800 Jahren war Wentorf, das "wendische Dorf", nur eine Ansammlung von zwölf Hofstellen. Die lagen an der heutigen Hauptstraße. Das damalige Zentrum war der Anger, dem gegenüber heute das Rathaus liegt. Wie viele Bewohner es damals in Wentorf gab, ist nicht bekannt. Anke Mührenberg schätzt die Einwohnerzahl auf 60 bis 100 Menschen. Zu den kinderreichen Familien zählte auch das Gesinde. Für kurze Zeit, etwa Mitte des 14. Jahrhunderts, soll es auch einen Ritter gegeben haben, der als Verwalter eingesetzt worden war und wahrscheinlich am Burgberg residierte. Ob er tatsächlich Echardus Rohweder hieß, konnte durch die Quellen bisher nicht belegt werden.

Die Wandlungen Wentorfs sind enorm: Zuerst bäuerlich geprägtes Dorf, dann Zollstelle zwischen Hamburg und Lübeck im 17. Jahrhundert, später Villenort ("Sommerfrische") der Hamburger Kaufleute im 19. Jahrhundert, Standort der Reichswehr im 20. Jahrhundert, Durchgangslager für mehr als 150 000 Flüchtlinge und bis 1987 Bundeswehrstandort, jetzt begehrter Wohnort vor den Toren Hamburgs. Wie all das gebührend gefeiert werden soll, überlegt sich nun eine Arbeitsgruppe (AG), die sich nach der Sommerpause zunächst zum Brainstorming trifft.

Bürgervorsteher Andreas Hein wird der AG einen Stapel Briefe mitgeben: "Einige Wentorfer haben mir schon ihre Ideen zugeschickt, die werden dort einfließen", sagt er. Außerdem gibt es Überlegungen, auch die Kulturwoche und das traditionelle Rathausfest mit einzubinden. Archivarin Anke Mührenberg hat vorgeschlagen, ein interaktives Online-Lexikon zur Ortsgeschichte anzulegen. Auch Souvenirs wie Aufkleber und Schlüsselanhänger sind im Gespräch.

Weitere Ideen sind im Rathaus willkommen unter der E-Mail-Adresse: Gemeinde@wentorf.de .