Wechsel: Christian Niemann (47) hat jetzt auf eigenen Wunsch sein Amt niedergelegt

Den größten Einsatz seiner Amtszeit musste Christian Niemann (47) gleich zu Beginn bewältigen. Als am 5. November 2007 der Dachstuhl eines Hochhauses am Weißenseer Weg in Reinbek lichterloh brannte, war der Feuerwehrchef erst vier Wochen im Amt. Von einer Sekunde auf die andere leitete der "Neue" an der Spitze der Reinbeker Wehr einen Löscheinsatz, an dem nicht nur die eigenen Kameraden, sondern auch die aus Schönningstedt und Ohe, Glinde, Wentorf, Barsbüttel und Hamburg beteiligt waren. Ein ganzes Hochhaus musste evakuiert, Menschenleben gerettet werden. Niemann bewältigte die Aufgabe zusammen mit seinem Team mit Bravour. Seitdem wusste auch Bürgermeister Axel Bärendorf: "Christian Niemann ist ein hervorragender Feuerwehrmann. Wenn er am Einsatzort war, war ich dankbar, wusste, das läuft."

Jetzt jedoch ist der 47-Jährige, wie angekündigt, in die zweite Reihe zurückgetreten. "Aus persönlichen Gründen", sagt Niemann. Offiziell hat Dienstherr und Verwaltungschef Bärendorf den Reinbeker aus dem Amt entlassen. Kommissarisch hat Gemeindewehrführer Karsten Hein die Leitung der Reinbeker Wehr übernommen. Niemanns Stellvertreter Benjamin Woelck (30) kann sich auf weite Sicht vorstellen, das Amt zu übernehmen. "Zunächst möchte ich aber noch wichtige Lehrgänge besuchen. Derzeit würde ich mich freuen, wenn sich für die nächsten Jahre ein erfahrener Kollege findet, der all die Kurse schon besucht hat und sich ganz auf das Amt konzentrieren kann."

Das bedeutet auf jeden Fall viel Arbeit. Rund 40 bis 50 Stunden hat Christian Niemann im Monat in seine Tätigkeit bei der Feuerwehr investiert. Neben den großen und kleinen Einsätzen, der Aus- und Weiterbildung der Kameraden, war Niemanns Amtszeit auch von Querelen mit der Reinbeker Politik geprägt. Die hatte sich, wie berichtet, über Jahre schwer mit der Entscheidung getan, eine neue und dringend benötigte Feuerwache zu bauen. Der Unmut darüber war in der Wehr deutlich zu spüren. "Ich bin ein ruhiger Mensch, nehme es so hin, wenn ich es nicht ändern kann", erklärt Niemann seine Strategie, mit dieser zermürbenden Situation umzugehen. Daran, den Job hinzuschmeißen, habe er jedoch nie gedacht. Die Kameradschaft, die Freude und der Stolz, im Notfall helfen zu können, überwögen.

Bürgermeister Bärendorf ist sicher: "Der Neue muss Rückhalt aus der Wehr, seiner Familie und der Politik bekommen und etwas von Menschenführung verstehen." Dann erwartet den Feuerwehrchef ein verantwortungsvoller und zeitaufwändiger, aber auch spannender Job. Denn die neue Feuerwache kommt - möglicherweise Ende 2015. Derzeit laufen im Rathaus die Vorbereitungen für das Planverfahren.

Christian Niemann schaut sich das Ganze nach sieben Jahren nun aus einer anderen Perspektive an - von der Rückbank des Einsatzfahrzeuges aus.