Einhorn: Jetzt werden tierische Sorgenkinder auch nachts und an Wochenenden versorgt

Die Zeiten, in denen womöglich verstörte Fundhunde auf dem Bauhof "zwischengeparkt" werden mussten, weil in der Reinbeker Herberge der Tierrechtsorganisation Einhorn nachts oder am Wochenende nicht immer jemand ansprechbar ist, sind vorbei. Einhorn-Chefin Karin Schönbrodt überreichte jetzt der Polizei und dem Bürgerbüro jeweils einen Schlüssel für die neue Auffangstation und das Seitentor.

Schönbrodt zeigte Gabriele Lange, Leiterin des Bürgerbüros, sowie Eggert Werk, Leiter der Polizeistation, und seinem Stellvertreter Jochen Sohrt das Innere des kleinen Hauses. "Wir haben hier einen Verschlag für Hunde, einen Korb für Katzen, Käfige für Nager und Vögel sowie Näpfe für Wasser und das passende Futter", erläuterte sie. Am wichtigsten: Der Schalter, der betätigt werden muss, wenn ein Fundtier in der Auffangstation abgegeben wurde. Dann leuchtet draußen eine rote Lampe. Das ist das Signal für die Ehrenamtlichen, dass sie das Tier aus der Auffangstation herausholen und in eine Pflegefamilien, ins passende Gehege oder die Quarantänestation bringen. Gleichzeitig wird Karen Schönbrodt über Handy informiert.

"Was haben wir eigentlich gemacht, bevor wir diese Einrichtung von Einhorn hatten?", fragte Eggert Werk. Tatsächlich ist es beachtlich, was die Ehrenamtlichen in Eigenarbeit in nur vier Jahren auf die Beine gestellt haben. Auf einem 11 000 Quadratmeter großen Grundstück der Stadt stehen acht wohnliche Container und viele Gehege. Etwa 70 Katzen, 20 Kaninchen, 20 Tauben, acht Meerschweinchen, sechs Raben, zwei Mini-Pigs, sechs Küken und etliche andere Vögel haben die Ehrenamtlichen zurzeit in ihrer Obhut.

Die sechs Hunde sind noch bei Pflegefamilien untergebracht, weil das Hundehaus noch nicht fertig ist. Die Zahl der Hunde, die bei der Polizei abgegeben werden, sei aber gering, sagt Werk: "Mal kommt wochenlang keiner, dann sind es plötzlich drei in einer Woche. Meistens sind sie ausgebüxt und können ihren Besitzern schnell zurückgegeben werden."

Der Schlüssel wurde gestern um 1 Uhr früh schon gebraucht: Die Feuerwehr hatte einen Corgie mit der Drehleiter retten müssen, weil er seit Stunden gebellt hatte, die Halterin aber nicht zu erreichen war. Einhorn nahm ihn in Obhut. Mittlerweile hat sie ihren Hund wieder. Er war offenbar unbemerkt mit auf den Balkon geschlüpft, kurz bevor sie wegfahren musste.

"Häufiger ist der Fall, dass wir ältere Menschen hilflos in der Wohnung finden und ihre verwahrlosten Tiere unterbringen müssen", sagt Werk. So wie Samba, eine ältere Pudelhündin, die jetzt bei Einhorn wieder aufgepäppelt wird. Oder Willi Wunder mit nur noch einem Auge und einem Zahn, der gerade in der Obhut der Tierrechtsorganisation seinen zweiten Frühling erlebt, weil er sich in eine dreibeinige Yorkshire-Terrierin verliebt hat. Nicht nur, dass er sie nicht mehr aus dem Auge lässt, auch sein ausgegangenes Fell wächst unter seinem Pulli wieder nach. Diese drei werden nicht mehr vermittelt. Aber der Border-Collie-Labrador-Mix Cooper (6) wird bald das erste Hundezimmer beziehen.

Der Auslauf und ein zweites Zimmer sind aber noch nicht fertig. Einhorn sucht deshalb noch dringend handwerklich begabte Helfer, die mit anpacken wollen. Kontakt: www.einhornev.de