Awo-Jugendreise kurzfristig abgesagt

Die Enttäuschung unter den jungen Leuten sitzt tief: Wegen der aktuellen Bombardierungen auf dem Gaza-Streifen und auf Gebieten in Israel musste das Jugendzentrum seine Awo-Jugendreise nach Tel Aviv kurzfristig absagen. Eigentlich sollte der Flieger am heutigen Sonnabend von Berlin aus starten.

"Es ist schon traurig, dass wir nicht alle zusammen dorthin fahren können", sagt Kübra Kültür (23). "Wir haben uns da ziemlich reingehängt." Privat wäre Israel nicht ihr erstes Urlaubsziel gewesen. Doch das Konzept, in der Gruppe israelischen Jugendlichen zu begegnen und ihre Kultur und ihren Alltag zu erleben, hatte es ihr angetan. Es sollten vor Ort ein Film, ein Radio-Feature und eine Reportage entstehen.

Die 18 Teilnehmer im Alter von 16 bis 26 Jahren hatten sich seit Monaten gründlich und sehr engagiert mit Kochabenden, Sprachkursen sowie Infos über Sitten und Gebräuche vorbereitet. Deshalb hatte die 23-Jährige bis zuletzt noch gehofft, dass die Reinbeker Gruppe fahren könnte.

Michel Richter-Brehm, Leiter des Juz und Begleiter der Reisegruppe, war es wichtig, dass die Gruppe gemeinsam entscheidet, ob sie die Reise absagt oder fährt. Noch bis zuletzt gab es hochemotionale Diskussionen und auch Tränen. Er sagte aber gestern, ihm sei bereits am Donnerstag, als Netanjahu gesagt habe, es werde keine Waffenruhe geben, klar gewesen, dass die Reise nicht möglich ist. "Wir haben uns laufend informiert, mit dem Auswärtigen Amt und der Botschaft telefoniert und mit Menschen gesprochen, die in Tel Aviv leben", erzählte er. Die Medien habe man hingegen bewusst ignoriert, weil durch die Komprimierung nur verzerrt berichtet werden könne. "Allerdings ist die angespannte Lage auch für die Tel Aviver ein Stück weit normal", erzählt er. "Für sie ist es nicht gefährlich, nur unangenehm." Doch auch für ihn sei die Vorstellung, nachts mit der Gruppe in einen Luftschutzbunker zu laufen, nicht verlockend gewesen.

Bis Freitag gab das Auswärtige Amt nur eine Reisewarnung für den Gaza-Streifen und Umgebung, nicht aber für Tel Aviv bekannt. So tritt keine Reiserücktrittsversicherung ein und auch die Fluggesellschaft muss nichts zurückgeben. "Zum Glück bekommen wir die knapp 5000 Euro für die Unterkunft zurück", sagt der Juz-Leiter. Auch um das Geld aufzubringen, hatten sich die jungen Leute ins Zeug gelegt: Mit Benefizaktionen, -konzerten, Förderungen und Zuschüssen schafften sie es, dass die Teilnehmer nur noch knapp 300 Euro Eigenanteil aufbringen mussten. Für Fabian Labusch (26) war das Geld allerdings kein Grund, das Risiko einzugehen. Seine Entscheidung stand schon vor der Absage: "Mein Leben ist mir schon 300 Euro wert."

Die jungen Leute wollen sich nun treffen, um zu entscheiden, ob sie alternativ woanders hinreisen. "Die Gruppe muss jetzt einfach mal Luft holen", sagt Richter-Brehm.