Reinbek (st). Heute gibt es etwas zu feiern: Lieschen Zerbian wird 90 Jahre alt und weiß entsprechend viel zu erzählen.

Die Neuschönningstedterin stammt aus Pommern, wurde als Waisenkind auf einem Gut groß. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs lernte sie als 18-jährige Köchin ihren Mann Heinz kennen. Sie musste mit dem großen Treck vier Wochen lang von Stargard aus nach Schierensee flüchten. "Es war schrecklich", erinnert sich die Jubilarin mit Tränen in den Augen. "Aber wir hatten keine Angst, wir wollten einfach leben."

Im Flüchtlingskleid, mit zwei Fremden als Trauzeugen, heiratete sie 1945 ihren Heinz. Sie landeten in Reinbek. Im Mai 1946 brachte sie Sohn Wilfried zur Welt, ein Jahr später kam Gerd, Tochter Bernhild ließ sich ein paar Jahre mehr Zeit. 1952 bauten sie ihr Haus am Rosenweg. "Das zweite Haus der 'weißen Siedlung'", erzählt sie. "Hier war sonst nur Kartoffelacker. Ich schlug vor, unsere Straße Rosenweg zu nennen und dass jeder eine Rose pflanzt." Gesagt, getan. Deshalb kann heute die ganze Familie mit drei Enkeln und zwei Urenkeln an der Kaffeetafel am Rosenweg Platz nehmen.