Hilfsprojekt: Schüler spenden afrikanischen Kindern Schulmaterial

. Mittwochvormittag am Gymnasium Wentorf: Im Klassenraum geht es hoch her. Mehrere Sechstklässler tragen große Kartons herein, die Mädchen schieben Tische zusammen. Es sind die letzten Vorbereitungen für ein besonderes Hilfsprojekt: 100 Federtaschen sollen für Kinder in Afrika gefüllt und verschickt werden. Lehrer Hauke Nagel unterstützt seit vielen Jahren Schulen in Afrika und lässt diese Form der Entwicklungshilfe in den Unterricht einfließen. 2004 hat er den Verein Dogon-Schulen e.V. gegründet und bereits den Bau mehrerer Schulen finanziert. Seine Fünft- und Sechstklässler im Philosophiekursus waren sofort begeistert, als sie vom aktuellen Projekt ihres Lehrers erfuhren. "Ich möchte für eine Vorschule im Dorf Ntarama in Ruanda 100 gefüllte Federtaschen spenden", erklärte Nagel. Nun waren Finanzierungsideen gefragt.

Und die hatten die Schüler - vom Platzkonzert in der Bergedorfer Fußgängerzone über Kuchenverkauf in der Schule bis hin zu einem Flohmarkt und privaten Sammelaktionen im Familien- und Freundeskreis. Rund 800 Euro sind dabei zusammenkommen.

Dank der guten Idee einer Schülerin spart Hauke Nagel viel Geld, denn die Federtaschen müssen nicht wie geplant gekauft werden. Alexandra (11) hatte gerade in einem Nähkursus eine Federtasche genäht und dachte sich: da geht noch mehr. Gemeinsam mit neun weiteren Mädchen nähte die Schülerin an drei Nachmittagen beim Deutschen Roten Kreuz in Aumühle 100 Federtaschen. Den Stoff hatte Kursleiterin Adelheid Kunde geschenkt bekommen, die Reißverschlüsse sponserte eine Mutter.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wurde nun mit Hunderten von Bleistiften, Wachsmalstiften, Anspitzern, Kinderscheren, Linealen und Radiergummis gefüllt. Beim Befüllen haben die Gymnasiasten gleich die Grundbegriffe der Entwicklungshilfe gelernt. "Wir wollen nur Dinge in die Federtaschen legen, deren Wert wir selbst schätzen", erklärt Nagel. Deshalb hat er auch ausschließlich neue Stifte und Zubehör gekauft.

Über das Land, in dem die Partnerschüler leben, haben die Wentorfer Mädchen und Jungen viel gelernt. "Wir haben Filme gesehen", sagt Jan Alexander, der beeindruckt davon ist, wie ländlich die Dorfschule liegt. Er und seine Schulkameraden wissen nun, dass die Kinder in Ruanda gar nichts haben. Das Material ist so kalkuliert, dass sie damit drei Jahre lang auskommen.

Der Unterricht in Ntarama, einem Dorf mit rund 1800 Einwohnern, wurde bis vor einem Jahr unter einem Baum im Dorf abgehalten. Im vergangenen Jahr wurde auf Initiative von Nagels Hilfsorganisation ein neues Schulgebäude errichtet. 25 000 Euro hat das Kinderhilfswerk "Dritte Welt e.V." beigesteuert. Für die Ausstattung mit Möbeln, den Bau von Toiletten und einen Spielplatz hat der Verein Dogon-Schulen gesorgt. "Diese Dorfschule ist jetzt vergleichbar mit den gut ausgestatteten Schulen in der Stadt", freut sich Nagel.

Er wird im Oktober erneut nach Afrika reisen und mehrere der Hilfsprojekte besuchen. Die 100 Federtaschen werden jetzt auf dem Postweg nach Ruanda geschickt. Ein ruandischer Freund Nagels, Bauingenieur und Kontaktmann vor Ort, sorgt dafür, dass das Material bei den Vorschulkindern sicher ankommt. Die Wentorfer Schüler werden dann auf Fotos sehen, wo ihre Federtaschen gelandet sind.