Elternzeit: Für Pastor Mirko Klein sind Kinder Gottesgeschenke

3710 Gramm, verteilt auf 52 Zentimeter stellen seit gut zwei Wochen den wohl organisierten Haushalt von Pastor Mirko Klein (33), seiner Frau Susanne (32), Tochter Elena (6) sowie der Söhne Jonatan (4) und Fjodor (2) auf den Kopf. Baby Rasmus ist Grund genug für Mirko Klein, das Angebot der Nordkirche anzunehmen und für einen Monat in Elternzeit zu gehen.

"Es gibt zwei Pastoren, die als Springer arbeiten, deshalb ist es zumutbar. Aber ich freue mich auch sehr über die Akzeptanz in meiner Gemeinde. Ich hätte sonst Urlaub nehmen müssen", sagt Mirko Klein. Denn seine Frau hat im Geburtshaus entbunden. "Wenn dort alles gut geht, kann man nach vier Stunden nach Hause", erläutert er. Während des Wochenbetts seiner Frau hat er sich dann um alles gekümmert. "Da sieht man erst, was der andere, der ja vermeintlich nicht arbeitet, alles tut. Es gab Dinge, die ich gar nicht wusste."

Die Elternzeit entlastet seine Frau und bietet ihm Raum für die "Großen". Fjodor braucht jetzt viel Aufmerksamkeit und kommt zum Kuscheln zum Papa. "Es ist toll, wenn er Zeit für uns hat und uns von Ronja Räubertochter vorliest", erzählt Elena begeistert. Mirko Klein freut sich, das er mit den Kindern darüber philosophieren kann. "Ein tolles Buch vom Großwerden mit existenziellen Fragen und ohne pädagogische Keule. Die Kinder legen ganz andere Schwerpunkte. Wenn ich denke, es geht um fürchterlichen Streit, ist es für Elena wichtiger, dass das Pferd sein Fohlen verloren hat", sagt Pastor Klein.

Für ihn und seine Frau Susanne sind die Kinder Gottesgeschenke. Dennoch ist die Familienplanung nun abgeschlossen. "Nach dem dritten Kind war klar, dass es ein viertes geben soll. Zwei Pärchen, keiner soll außen vor stehen, so wie es Fjodor jetzt ein bisschen ging", sagt Mirko Klein, der wie seine Frau nur noch eine Schwester hatte. "Übrigens brauchen Kinder gar nicht so viel, wie oft beklagt wird. Wenn man eine große Familie und einen großen Freundeskreis hat, dann wird doch sehr viel weitergegeben", sagt er. Auch er hat allerdings Respekt vor der Zeit, wenn alle Kinder zur weiterführenden Schule oder zur Uni gehen werden. "Das wird nicht billig", ahnt er.

Doch das ist jetzt noch kein Thema. Vielmehr schwärmt Elena, die im Herbst zur Schule kommt: "Wir waren mit dem Rad im Schmetterlingsgarten." "Und alle haben durchgehalten", ergänzt der Vater stolz. "Mit den beiden Großen soll's noch ins Miniatur-Wunderland gehen und für alle zum Schwimmen", kündigt er an und genießt die gewonnene Zeit - zum Beispiel mit den Kindern auf dem großen Trampolin im Garten.

Ganz frei sind jetzt die Abende, denn während der Elternzeit gibt es auch keine Ausschusssitzungen der Gemeinde und nur lang verabredete Gespräche. Für die gemeinsame Leidenschaft der Eltern, den Kinofilm, ist die Zeit aber noch nicht wieder gekommen. Susanne Klein hat Medienkultur studiert und ihre Diplomarbeit über die Nachwirkungen des 11. September im Film geschrieben. Mirko Kleins Augenmerk liegt auf der Darstellung von Religion im Film. Er sitzt in der kirchlichen Jury der Nordischen Filmtage in Lübeck und ist begeistert davon, dass es in seiner Gemeinde Filmabende gibt. Der nächste ist am Freitag, 11. Juli, um 19.30 Uhr im Gemeindesaal, Waldweg 1.