Klosterbergenschule: In der großen Pause steigt das Sammelfieber

Es klingelt zur Pause in der Klosterbergenschule. Noah Kleinert (8) wartet als erster vor der Aula. Unterm Arm klemmt sein Panini-Sammelbuch. Es fehlt noch das Foto von der deutschen Fußballmannschaft. Lange bleibt er nicht allein. Blitzartig wird das Parkett in der Grundschule zur Sammlerbörse. Kinder blättern in Heften, studieren Zahlenreihen, sortieren Klebebildchen. Um ihre Hefte mit 640 Bildern zu füllen, müssten hochgerechnet bis zu 901 Tüten à 5 Bildchen für insgesamt 540,60 Euro gekauft werden. Schonender für das Taschengeld ist es da, die Stapel doppelter Bildchen von Özil & Co. zu Markte zu tragen.

Dabei herrscht höchste Konzentration. Mitten unter den etwa 30 Kindern steht Schulleiterin Katrin Rabe. Die fußballbegeisterte Pädagogin (selbst HSV-Fan) hat seit der Fußball-WM 2006 fünf Alben gefüllt und auch das aktuelle bereits bestückt. "Am schwierigsten zu bekommen waren die Koreaner", sagt sie und holt Sticker aus der Tasche, die von Annabell Schunke (10) und Henriette Feilke (11) begutachtet werden. "Hast Du Paule, das Maskottchen, in Glitzer?", fragt Annabell. Die "Glitzis" sind aufwendige Fußballbilder, meist die glänzenden Wappen der 32 Teilnehmerstaaten der WM, und besonders wertvoll. Katrin Rabe kann nur mit Miroslav Klose dienen, der gegen Per Mertesacker die Besitzerin wechselt.

Derweil gruppiert sich eine Jungsgruppe um die Bilderstrecke angeführt von Manuel Neuer. Engagiert wird um das Team der Deutschen gefeilscht. "Bei uns an der Schule ist es Tradition, dass zu den Welt- und Europameisterschaften nicht nur Panini-Bilder, sondern auch Hanuta-, Rewe- und andere getauscht werden", sagt Rabe. Das Sammelfieber hat für Rabe durchaus pädagogisch wertvolle Nebenwirkungen: Die Schüler lernen Verhandlungsgeschick, soziale Interaktion, etwas über die Länder und schnell Zahlenreihen zu überblicken: "Sie haben genau im Kopf, welches Bild noch fehlt", so Rabe.

In mehr als 100 Ländern verteilt Panini seine kleinen Tütchen, seit 1974 in Deutschland. Auch Mädchen sind infiziert. Nele Kleinert (10) hat sogar ein Bildchen von sich selbst im Trikot in ihr Album geklebt. Ihr Bruder Noah hatte heute kein Glück und muss bis zur nächsten Pause auf sein Mannschaftsfoto warten.