Open Air: Elisabeth Fürstin von Bismarck öffnet heute ihr Schloss für fremde Besucher

Wenn Elisabeth Fürstin von Bismarck heute Mittag das große, grauweißgestreifte Schlosstor öffnen lässt, empfängt sie besondere Gäste. Der englische Theaterproduzent Grantly Marshall macht mit seiner Kompanie Halt in Friedrichsruh. Das Schloss ist eine von 49 Stationen der "Castle Tour", bei der "Romeo und Julia" gezeigt wird. Seit Marshall vor fünf Jahren Kontakt zu ihr aufgenommen hatte, ist die Fürstin ein großer Fan. "Damals stand ,Othello' auf dem Programm, auf Alt-Englisch, und das Publikum war begeistert", erzählt sie.

Leger, in weißer Hose und Bluse steht die 75-Jährige auf der Terrasse ihres Schlosses, blickt hinunter in den weitläufigen Schlosspark mit dem angrenzenden Teich und freut sich auf den Theaterabend. "Es ist jedes Mal wie Magie, wenn innerhalb weniger Stunden hier ein Freilichttheater entsteht", sagt die Fürstin.

Die Schauspieltruppe reist mit einem Lkw an. Eine Bühne mit Vorhang und Sitzgelegenheiten für die Zuschauer werden aufgebaut. Das Fürstenpaar als Gastgeber braucht nichts weiter tun, als den Schlosspark zu öffnen. Die Schauspieler nutzen Büsche als Kulisse und den "Schwedenflügel" - in dem Elisabeth und Ferdinand von Bismarck früher wohnten - als Garderobe. Der Flügel ist der einzige Teil des Schlosses, der nach dem Brandbomben-Angriff englischer Jagdflugzeuge am 29. April 1945 erhalten blieb. Der Rest des Schlosses, an dem die Zuschauer über die Kieswege zwischen mächtigen Rhododendren zur Wiese vor dem Gebäude vorbeigehen, wurde neu aufgebaut. Damit gewähren die von Bismarcks einen kleinen Einblick in ihren ganz privaten Garten, denn gespielt wird direkt vor dem Flügel des Schlosses, in dem Elisabeth und Ferdinand von Bismarck wohnen.

Vielleicht lässt sich auch ein Blick werfen auf ihren wunderschönen Rosengarten. "Das war ein Geschenk zu meinem 70. Geburtstag", so die Fürstin. Sie lässt es sich nicht nehmen, sich selbst um die rosafarbene Blütenpracht zu kümmern. Ihr Blick wandert über die Rosen, die zwischen gestutzten Buchsbaumhecken in der Mittagshitze leuchten. "Wenn es heute Abend kühler wird, werde ich die verblühten Rosen schneiden", sagt sie lächelnd.

Aber erst sorgt sie dafür, dass die Schauspieler sich in Friedrichsruh wohlfühlen. "Ich muss für Marshall jedes Mal zwei Töpfe Honig bereitstellen", verrät sie, denn der Engländer liebt den Honig eines hiesigen Imkers und isst davon vor der Vorstellung. Begehrt ist auch die Suppe, die Elisabeth von Bismarck extra für die Truppe in der Schlossküche kochen lässt.

Wer die Schauspieltruppe des "TNT Theatre Britain" schon einmal gesehen hat, weiß, dass hier ein ungewöhnliches Theatererlebnis wartet. Aufwendige Bühnentechnik oder Lichteffekte sucht der Zuschauer vergebens. Nebenbei ist dieser Abend auch eine Gelegenheit, den idyllischen Schlosspark kennenzulernen, der sonst für die Öffentlichkeit nicht zugänglich ist. "Das Theater ist wie eine Vision", lächelt die Fürstin, denn am nächsten Morgen ist im Schlossgarten nichts mehr davon zu sehen.

Karten für "Romeo and Juliet" am Freitag, 13. Juni, um 19 Uhr gibt es an der Abendkasse zum Preis von 25 Euro (ermäßigt 13 Euro).