Bestattung: Neue Baumgräber auf dem Klosterbergenfriedhof eingeweiht

Alexandra Nachtwey zählt die in die Erde gelassenen Pflöcke ab. "Hier muss mein Mann liegen", sagt sie. Karl-Jürgen Nachtwey hatte schon zu Lebzeiten auf einen Grabstein und ein Grab im klassischen Sinn verzichtet. Jetzt wird die letzte Ruhestätte des Reinbekers von üppig gewachsenen Graspflanzen bedeckt. Wären da nicht die kleinen, fast unsichtbaren Pflöcke - Alexandra Nachtwey wüsste nicht einmal genau, wo ihr Mann begraben ist. "Das ist auch nicht schlimm", sagt sie. "Wir haben oft darüber gesprochen, wie wir uns unser Grab vorstellen", so die Witwe. "Uns war die Naturnähe immer das Wichtigste."

Als ihr Gatte vor drei Wochen verstorben sei, habe sie in der Region nach etwas Passendem gesucht. Doch so richtig aufgehoben gefühlt mit ihren Wünschen und Vorstellungen hat sich Alexandra Nachtwey erst auf dem Friedhof an der Klosterbergenstraße. Denn dort gibt es jetzt neue Baumgräber, nachdem die ersten 30 vergeben sind. Sie wurden am Mittwochabend auf einer Fläche von knapp 20 Quadratmetern offiziell eingeweiht. Pastor Rolf Kemper gab mit einer Andacht den neuen Ruhestätten auf dem historischen Teil des Friedhofes östlich der Kapelle seinen Segen.

Hohe Buchen sorgen für Schutz vor Stürmen und spenden wohligen Schatten im Sommer. Unter den extra gepflanzten Gräsern und Stauden finden 30 Mal 60 Zentimeter große Urnengräber Platz. Schon von weitem sieht man die vier, jeweils zwei Meter großen Eichenholz-Stelen, deren Mitte begehbar ist. An den Stelen haften kleine Blätter aus Bronze mit den Namen der Verstorbenen.

"Das Bronzeblatt meines Mannes ist noch nicht fertig", erklärt Alexandra Nachtwey. Die Spezialanfertigung des Steinmetzes Holger Passing aus Geesthacht benötige acht bis zwölf Wochen. Einen Platz neben ihrem Mann habe sie bereits gebucht: "Und ich brauche mir keine Sorgen mehr um zusätzliche Kosten und die Grabpflege zu machen."

Der erste Part einer Zweierstelle kostet einmalig 1200 Euro. Der zweite daneben (ebenfalls 1200) wird für Partner, Angehörige oder Freunde kostenfrei reserviert. Inklusive ist die Pflege des Urnengrabes. "Die übernehmen die Friedhofsgärtner für die gesamte in Schleswig-Holstein gesetzlich vorgeschriebene Ruhezeit von 20 Jahren", sagt Friedhofsverwalterin Annegret Habel.

Ästhetisch findet Alexandra Nachtwey die Baumstammabschnitte, die unter anderem von der gefällten Eiche vor der Maria-Magdalenen-Kirche stammen. Sie sind für Steckvasen und Kerzen speziell hergerichtet worden. So können Angehörige entzündete Kerzen für Verstorbene platzieren. Ausgedacht hat sich das würdevolle Ensemble Annegret Habel in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Holzgestalter David Puschendorf. Die Planungsphase betrug zwei Jahre. "Zwar gibt es auch naturnahe Bestattungen im Friedwald", vergleicht Anke Blohm, die mithalf, die Baumgräber zu gestalten. "Aber auf unserem Friedhof sind die pflegeleichten - nicht 'halbanonymen' wie häufig behauptet - Gräber so platziert, dass man sie gut erreichen kann, beispielsweise auch noch mit einem Rollator."

Alexandra Nachtwey fühlt sich über die Natur mit ihrem Mann verbunden: "Dieser Ort strahlt so eine Harmonie aus, dass man meint, alles sei eins." Und das wohlige Gefühl, die optimale Ruhestätte gefunden zu haben, gebe ihr enormen Trost.