Ukraine: Patienten müssen Behandlungsinstrumente mitbringen

Alexander Harder konnte es zunächst nicht glauben, als der Arzt ihn zum Apotheker schickte, damit sein Sohn nach einem kleinen Unfall behandelt werden konnte. Pflaster, Watte, Medikamente - alles schrieb der ukrainische Mediziner auf ein Rezept, das der Reinbeker zuerst beim Pharmazeuten einlösen sollte. "Nichts davon hatte er selbst da. In dem Behandlungsraum standen nur ein Tisch, eine Trage und ein Telefon", erzählt der 37-Jährige. Mittlerweile weiß er: Das ist in ländlichen Regionen der Ukraine - der Heimat seiner Frau - nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Egal ob Entbindung oder Blinddarm-OP, immer müssen die Patienten für all das, was der Arzt brauchen könnte, selbst sorgen. "Als meine Schwiegermutter im Krankenhaus lag, brachte mein Schwiegervater ihr sogar das Essen von zu Hause mit", berichtet der Bestatter, der schnell die Idee hatte, mit einem Verein die medizinische Versorgung vor Ort zu verbessern. "Humanitas Ukraina" wurde im März gegründet.

Um die Hilfe auf eine solide Basis zu stellen, recherchierte er, was am nötigsten gebraucht wird und ließ sich von Medizinern das Kreiskrankenhaus in der Stadt Myrhorod in der zentralukrainischen Oblast Poltawa zeigen. Dort traute er seinen Augen nicht. Die Krankenwagen ähnelten alten Pritschenwagen und waren die meiste Zeit nicht fahrbereit. Der Kreißsaal sah aus wie eine heruntergekommene Waschküche, die maroden Sanitäranlagen daneben verschlugen ihm die Sprache. "Ich dachte daran, unter welchen angenehmen Bedingungen meine Frau unseren Sohn in Deutschland zur Welt gebracht hat und konnte es nicht fassen", erinnert er sich.

Als erstes Ziel hat sich der Verein, den er zusammen mit seiner Frau Yana (34) und Lehrerin Neonila Melnyk (38) gegründet hat, die Anschaffung eines Krankenwagens vorgenommen. Kostenpunkt: rund 5000 Euro. Um das Geld zusammenzubekommen wird es am Freitag, 11. Juli, 19 Uhr, ein Benefizkonzert im Reinbeker Schloss geben. Am Piano sitzen Olesya Salvystka und ihre Schwester Iryna. Das ukrainische Instrument Bandura spielt Bogdan Shutka, hinzu kommen Svitlana Slyvia (Mezzosopran), Andrii Sparkyi (Posaune) und Olha Tomyna (Klavier). Karten (35 Euro) gibt es unter (040) 78 87 65 38 oder per Mail info@alexander-harder.de. Obwohl die Ukraine derzeit politisch für Aufsehen sorgt, sagt Alexander Harder: "Unsere Motivation ist rein humanitär. Wir wollen den Menschen helfen."