StadtRadeln: Sechs Teams treten für Reinbek bei bundesweiter Aktion täglich in die Pedale

. Ulf Albrechtsen aus Curslack ist mit dem Fahrrad schon mal zwei Monate durch Neuseeland gereist. Auch in Deutschland legt der 56-Jährige locker 5000 Kilometer pro Jahr zurück. Sitzt Peter Petersen (50) im Sattel, zieht er die Blicke auf sich. Denn der Krabbenkamper fährt ein Rad der Marke "Pedersen", das aussieht wie ein Hochrad von anno dazumal - allerdings hochmodern und mit neuester Technik. Sein Kollege Dirk Wulf (56) aus Kirchsteinbek lässt es derzeit auf einem Damenrad gemütlich angehen, während Dirk Petersen (52) aus Wentorf mit seinen Leuchtstreifen am Reifen selbst im Dunkeln bestens zu sehen ist.

Alle vier Männer arbeiten bei Amandus Kahl in Reinbek und nehmen an der Aktion StadtRadeln teil. Vom 24. Mai bis 13. Juni treten sie für Klimaschutz, Fitness und das Image der Radfahrer ordentlich in die Pedale. Damit sind sie nicht allein, denn bundesweit beteiligen sich 197 Kommunen an der Aktion. Sechs Teams mit insgesamt 36 Teilnehmern sind in Reinbek an den Start gegangen, fahren jetzt mit dem Rad zur Arbeit.

Ob fünf oder 21 Kilometer - es zählt der Wille, sich bei Wind und Wetter aufzuraffen. Damit hat Andreas Christiansen, der für das Team "Grüne Reinbek" antritt, kein Problem. Der 35-Jährige fährt jeden Tag von Reinbek aus mit seinem Rennrad in die Hamburger Innenstadt. Insgesamt 42 Kilometer ist er täglich unterwegs. "Ich trage Sportkleidung, kann mich in der Bank duschen und ziehe dann den Anzug an", erklärt der Familienvater, der auch im Winter mit Spikes fährt.

Regenkleidung hat auch Angelika Thiel immer dabei. Auf Röcke und Kleider verzichtet die 46-Jährige derzeit jedoch lieber - Hosen sind auf dem Fahrrad einfach praktischer.

Dass sie das Fahrrad und nicht das Auto nimmt, bereut die Reinbekerin jeden Morgen nicht ein bisschen. "Der Weg Richtung Sachsenwaldau durch die Felder ist traumhaft, besonders der Sonnenaufgang", schwärmt die Radlerin. Sie bildet mit vier weiteren Frauen ein Team. Im Gegensatz zu den Männern fahren alle allerdings ohne Helm. "Ja, es ist aus Eitelkeit", gibt Angelika Thiel zu.

Die Interessen der Radfahrer in den Fokus rücken

Was sie allerdings alle eint: Sie hoffen mit ihrer Teilnahme am StadtRadeln, Zweiräder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Denn nicht immer ist aus der Radperspektive alles rosig, was im Straßenverkehr abläuft. Rumpelige und schlecht ausgeschilderte Fahrradwege, rücksichtslose Autofahrer und brenzlige Situationen, die kennen sie alle.

"Die eigene Aufmerksamkeit ist pausenlos gefordert", weiß Dirk Petersen, der jährlich rund 3500 Kilometer im Sattel sitzt. Denkt sein Kollege Peter Petersen an die Schulwege der Kinder, wird ihm ganz flau im Magen, viele Kreuzungen sind gefährlich. Was den Krabbenkamper besonders wurmt: "Es gibt kein einheitliches Radwegekonzept. Der Zustand der Straßen ist in Wohltorf ein anderer als in Reinbek." Der Reinbeker Bahnhof ist Angelika Thiel ein Dorn im Auge. "Fahre ich links an den stehenden Bussen vorbei und habe noch ein Auto im Rücken, ist mir mulmig", gibt sie zu.

Auch das Team von Amandus Kahl fährt in den nächsten zwei Wochen ganz besonders aufmerksam auf dem Weg zur Arbeit. Denn am Ende der Aktion möchten die Teilnehmer eine Liste mit Gefahrenpunkten und Verbesserungsvorschlägen ausarbeiten. Einige Anregungen hatte Peter Petersen schon vor langer Zeit an die Polizei und das Ordnungsamt weitergegeben. "Leider habe ich seitdem nichts wieder gehört." Er und seine Mitstreiter hoffen, dass sich das bald ändern wird.