Deutsche Bahn bietet nur Fassadendämmung und neue Fenster - aber erst ab 2016

Seit 2007 klafft direkt neben dem Bahnhof an der Sophienstraße eine etwa 200 Meter lange Lücke in der Lärmschutzwand. Die Leidtragenden sind nicht nur die direkten Anwohner auf der gegenüberliegenden Straßenseite, sondern auch die der Innenstadt, weil besonders der nächtliche Lärm der Güterzüge zu ihnen hinüberschallt. Nach dem aktuellen Lärmaktionsplan gelten im gesamten Stadtgebiet - inklusive Hinschendorf und Krabbenkamp - 520 Reinbeker als hochbelastet durch den Bahnlärm.

Friedrich Wragge, Anwohner der Sophienstraße ist empört. "Es ist mir unverständlich, warum keine Lärmschutzmaßnahmen ergriffen wurden, obwohl die Notwendigkeit dafür im Rathaus seit 2007 bekannt war." Schwarz auf Weiß sei in einem Schreiben der DB Netz zu lesen, dass eine Schallschutzwand in der Innenstadt zu einer Verbesserung führen würde. Erst am vergangenen Wochenende ließ die Deutsche Bahn AG die Mittelwand zwischen den Gleisen der Bahn und der S-Bahn erneuern. Doch an der Lücke passierte - wie in den vergangenen sieben Jahren - nichts. "Das hat mich erbost", sagt Anwohner Günther Helm. "Ich dachte, jetzt schließen sie endlich die Lücke. Denn der Fernzugverkehr verursacht am meisten Lärm und nimmt immer mehr zu."

Bauamtschef Sven Noetzel erläutert, dass die Stadtverwaltung Reinbek für das freiwillige Lärmsanierungsprogramm angemeldet hat. "Wir haben inzwischen die Ergebnisse einer schalltechnischen Untersuchung von der Deutschen Bahn AG bekommen und sind dabei, die Unterlagen auszuwerten", berichtet Noetzel. "Leider sieht es nicht gut aus, aber wir bleiben in Gesprächen." Die Maßnahmen wären freiwillig, denn es gebe einen rechtskräftigen Planfeststellungsbeschluss der Bahn von 2007. Dennoch will die Verwaltung noch nicht aufgeben und die Gespräche weiter vorantreiben.

Bahnsprecherin Sabine Brunkhorst bestätigt, dass es eine schalltechnische Untersuchung gab. "Es besteht jedoch nur Anspruch auf passiven Lärmschutz, also schallgedämmte Fenster oder andere Dämmungen. Denn die Zahl der betroffenen Häuser, die von der Lärmpegel-Reduzierung profitieren würden, ist zu gering, um die Finanzierung hinzubekommen." Die Bahn werde die Hauseigentümer einzeln anschreiben - allerdings nicht vor 2016.

Besonders wichtig wäre der Stadt Reinbek, dass die fehlende Mittelwand zwischen den Gleisen der S-Bahn und denen der Fernzüge ergänzt wird. "Die können wir nicht bauen, weil der Abstand zwischen den Gleisen zu gering ist", erklärt Brunkhorst. Ob der Abstand zwischen den Gleisen sich im Anschluss an die bestehende Mittelwand verringert, kann sie nicht beantworten.