Wahlendspurt: Am Sonntag bestimmen Reinbeker ihren neuen Bürgermeister

Sie haben sich den Fragen der Bürger gestellt, bewiesen ihre Schlagfertigkeit vor Erstwählern und lächeln von Hunderten Plakaten in der Stadt. Drei Kandidaten haben sich um das Amt des Bürgermeisters beworben. Am Sonntag entscheiden 22 000 wahlberechtigte Reinbeker, wer ab September das Bürgermeisterbüro im Rathaus beziehen darf.

Mit Unterstützung der CDU wirbt Jürgen Vogt-Zembol (55) um Stimmen. Der studierte Biologe sitzt bereits im Rathaus, kennt die Verwaltung seit 25 Jahren. Derzeit ist er Büroleitender Beamter. Die SPD setzt auf Björn Warmer (39). Er ist Justiziar in Schwarzenbek und war lange Jahre SPD-Kommunalpolitiker in Wentorf. Als freier Kandidat wirbt Lars Bardua (48) um Stimmen. Er leitet die Kitas Schulstraße und Mühlenredder. Das Bürgermeisteramt ist seit Langem sein Traum.

Für Wähler, die keine Gelegenheit hatten, die drei auf Wahlveranstaltungen kennenzulernen, haben wir die drei einem Fragentest unterzogen.

Welche persönlichen Gegenstände würden Sie mitnehmen, wenn Sie ins Bürgermeisterzimmer einziehen dürften?

Jürgen Vogt-Zembol:

Meinen Foto-Wandkalender mit Reisemotiven und ein Foto vom Mühlenredder aus dem Jahr 1949 im Großformat, auf dem Bäume und ein sandiger Weg zu sehen sind – eine wunderbare Aufnahme.

Björn Warmer:

Das Foto mit meiner Familie, das auch jetzt auf meinem Schreibtisch steht, meinen Kaffeevollautomaten, einen Briefbeschwerer, den ich von einem Reinbeker Bildhauer geschenkt bekommen habe.

Lars Bardua:

Einen schnöden Kugelschreiber, meine alte Schultasche, die mir meine Eltern zur fünften Klasse geschenkt haben und last but not least meine Persönlichkeit.

Welche drei Eigenschaften qualifizieren Sie für das Bürgermeisteramt?

Jürgen Vogt-Zembol:

25 Jahre Erfahrung in und für Reinbek. 22 Jahre Führungserfahrung und vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Verwaltung und mit der Politik. Parteilich ungebunden als grundlegender Baustein für ein konstruktives Miteinander.

Björn Warmer:

Ich bin Volljurist und habe jahrelange Erfahrungen als interner stellvertretender Bürgermeister einer Stadtverwaltung sowie 15 Jahre in der Kommunalpolitik. Ich bin ortsverbunden, lebe und arbeite in der Region seit fast vier Jahrzehnten.

Lars Bardua:

Große Kommunikationsbereitschaft und Offenheit gegenüber Bürgern, Verwaltung und Politik. Als Reinbeker alle Reinbeker zu hören und verstehen zu können. Kenntnisse in Leitungsaufgaben, Pädagogik, Psychologie, Politik, Wirtschaft und Kultur

Mehr als ein Drittel aller Reinbeker sind über 60 Jahre alt. Würden Sie der Stadt eine Verjüngungsspritze verpassen?

Jürgen Vogt-Zembol:

Dies beruht auf der demografischen Entwicklung und ist in anderen Städten genauso vorzufinden. Es ist schön, dass sich so viele Senioren dank vielfältiger Angebote hier sehr wohl fühlen. Dies würde ich als Bürgermeister unterstützen.

Björn Warmer:

Das ist nicht notwendig, denn die Senioren bereichern unsere Stadt. Für junge Familien muss Reinbek aber eine Stadt sein, in der Beruf und Familie zueinanderpassen – durch flexible Betreuungszeiten in Kitas und bestens ausgestattete Schulen.

Lars Bardua:

Nein, die Bevölkerung wird sich alleine entwickeln. Meine Aufgabe wird sein, dies zu beobachten und der Politik das Handlungsfeld zu überlassen. Und das Stadtleben mit einem Fest auf dem Täbyplatz oder Volkslauf zu beleben.

Wo könnte in Reinbek noch Platz für junge Familien geschaffen werden?

Jürgen Vogt-Zembol:

Es ist der Verwaltung und der Politik wichtig, auch jungen Menschen attraktive Wohnmöglichkeiten anbieten zu können. Hierfür wird bereits viel getan. Im Bau ist derzeit das Gebiet des Bebauungsplans 31 „Nördlich Schützenstraße“ in Alt-Reinbek.

Björn Warmer:

Hauptsächlich denke ich an eine bessere Möglichkeit, vorhandene Grundstücke zu nutzen. Ansonsten sollten allenfalls vorhandene Baugebiete etwas abgerundet werden. Das viele Grün, insbesondere die Freiräume zwischen den Stadtteilen, müssen dabei erhalten bleiben.

Lars Bardua:

Da die Stadt keine eigenen Freiflächen mehr besitzt, muss im Einzelfall beantragt und entschieden werden.

Mit welchen ersten Worten würden Sie das neue Feuerwehrhaus einweihen?

Jürgen Vogt-Zembol:

Herzlich willkommen – es ist geschafft! Der Weg bis zur heutigen feierlichen Eröffnung war allerdings ein holpriger und langer Weg, der allen Beteiligten viel Energie, Diskussionen und Durchhaltevermögen abgetrotzt hat, aber das alles liegt jetzt hinter uns!

Björn Warmer:

Mit einem Blick auf die Kameradinnen und Kameraden der Reinbeker Ortswehr und deren Geduld, einem Augenzwinkern in Richtung von Politik und Verwaltung sowie mit einem Ausblick auf ausstehende Schritte bei der Modernisierung aller Reinbeker Wehren.

Lars Bardua:

Was lange währt, wird endlich gut.

Reinbek trägt einen riesigen Schuldenberg vor sich her. Wie würden Sie die Bürger entlasten?

Jürgen Vogt-Zembol:

Der Schuldenabbau muss oberstes Ziel bleiben. Kooperationsprojekte mit den Nachbarkommunen senken die Ausgaben. Auf der Einnahmenseite denke ich an verbesserte Gewerbesteuereinnahmen durch eine verträgliche Erweiterung des Gewerbegebietes Haidland in Richtung Osten.

Björn Warmer:

Nutzung von Einsparpotenzialen durch eine stärkere Zusammenarbeit mit den Nachbarkommunen. Steigerung der Gewerbesteuereinnahmen durch Ansiedlung weiterer Betriebe. Nur so lassen sich Kitas, Schulen, Freizeitbad etc. sichern.

Lars Bardua:

Es geht mir um die Meinungsbildung vieler Reinbeker, um die Vielfältigkeit der Stadt zu erhalten, moderat weiterzuentwickeln und gleichzeitig zu vermeiden, dauerhaft immer mehr Kredite aufzunehmen.

Welches Problem wird für Sie in den kommenden fünf Jahren die größte Herausforderung sein?

Jürgen Vogt-Zembol:

Beteiligungsmöglichkeiten der Bürger und zukunftsfähige Wohnungen bei Wahrung der Identität der Stadtteile sowie eine gemeinsame Oberstufe für die Gemeinschaftsschulen Reinbek und Wentorf.

Björn Warmer:

Es wird besonders wichtig sein, die Kommunikation zwischen den Bürgerinnen und Bürgern, der Verwaltungsspitze und der Politik auf neue Beine zu stellen – und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, um unsere Stadt für alle zu erhalten.

Lars Bardua:

Die Kommunikation innerhalb des Rathauses deutlich zu verbessern. Die politischen Themen im Blick zu behalten und mit der Politik weiter zu entwickeln: Kitas, Schulen, Sanierung der öffentlichen Gebäude, Straßenunterhaltung, Sportvereine...

Was macht Reinbeks besonderen Charme aus?

Jürgen Vogt-Zembol:

Alles trägt letztlich zum Charme Reinbeks bei! Das Schloss als Wahrzeichen und die Natur. Die Lebendigkeit durch kulturelle Vielfalt, die Bildungs- und Betreuungsangebote und soziale und sportliche Möglichkeiten.

Björn Warmer:

Die unterschiedlichen Charaktere seiner Stadtteile, das viele Grün in der Stadt, das vielfältige Kulturangebot, vor allem aber seine Menschen.

Lars Bardua:

Dass die Menschen sich im Miteinander hier weiter wohl fühlen und viele Reinbeker ehrenamtlich in Vereinen und Initiativen sind und dieses Gemeinwesen weiter erhalten bleibt.