Bei uns in der Kirche gilt eine besondere Regel für das Singen: Lieber laut und falsch, als richtig, aber nicht zu hören.

Wenn ich das bei einer Trauung zu Beginn sage, lachen einige. Das ist auch gut so. Das lockert die Seele. Und dann singen wir und ich weiß natürlich, dass die meisten Menschen gut singen können, wenn sie denn wollen.

Am letzten Sonntag haben wir auch im Gottesdienst gesungen. Ein ganz altes Lied: Ich singe dir mit Herz und Mund. Der Text war Programm und so haben wir auch aus vollem Herzen mit dem Mund gesungen. Mit dem Organisten hatte ich abgesprochen, dass er bei einigen Strophen einfach einmal nicht mitspielen sollte.

Einige Menschen waren vielleicht für einen kleinen Moment überrascht, aber dann klang die Kirche vom Gesang der Gemeinde. Es war wunderschön. Durch den Gesang entstand eine ganz besondere Gemeinschaft. Gemeinsam drückten wir etwas von unserem Glauben aus, von unserer Freude über Gott.

Ich glaube, dieses Gefühl kennen viele Menschen. Wenn im Stadion beim Fußball gesungen wird, dann drückt sich darin die Gemeinschaft aus. Oder wenn bei Festen "An Tagen wie diesen" gesungen wird, ist Freude spürbar. Im Gesang können wir gemeinsames Empfinden besser ausdrücken, als wenn wir sprechen. Denn das geht tatsächlich nur schwer gemeinsam, in der Regel eher durcheinander.

Von Anbeginn an gehört das Singen zum Glauben dazu. Viele Lieder, deren Melodie wir nicht mehr kennen, sind in der Bibel überliefert, und in unseren Gesangbüchern findet sich ein reicher Schatz an alten und neueren Liedern. Schade finde ich es, wenn Menschen bei Trauungen oder auch Beerdigungen nicht mehr singen wollen.

Ich sehe im gemeinsamen Gesang eine große Chance für das Miteinander. Wir freuen uns gemeinsam, wir trauern miteinander und tragen uns gegenseitig. Und in Freude und Leid wenden wir uns mit unseren Liedern an Gott. Gut, dass wir singen können und unsere Lieder haben.