Verunsicherung bei Bewohnern am Mühlenweg, Stiftung betont: Standort wird weitergeführt

Angst und Sorgen im Schatten der Schönningstedter Mühle. Vor zweieinhalb Jahren wurde das Bismarck Seniorenstift feierlich mit einem Gottesdienst und der Segnung des Hauses eingeweiht. Viele Bewohner haben sich bewusst für die christliche Einrichtung unter Trägerschaft der Evangelischen Stiftung Alsterdorf entschieden. Jetzt herrscht Verunsicherung in den Fluren des Stiftes, in dem 111 Senioren leben.

Eine Angehörige, die ihren Namen nicht nennen möchte, berichtet, dass bei einer kurzfristig einberufenen Versammlung am Donnerstagabend bereits Tränen geflossen sind. Sie selbst habe ihre Eltern in dem Heim untergebracht. Vom Betreiber der Einrichtung, der evangelischen Stadtmission Kiel, sei niemand anwesend gewesen. Die Stadtmission gehört zur Unternehmensgruppe der Stiftung Alsterdorf, deren Vertreter die Angehörigen und Bewohner informierten. Wirtschaftliche Gründe und Probleme bei den Verhandlungen mit Pflegekassen kamen zur Sprache, so die Angehörige, deren Name der Redaktion bekannt ist. Versicherungen, dass alles in gute Hände komme und auch die Heimverträge erhalten bleiben sollten, konnte die Tochter eines am Mühlenweg untergebrachten Ehepaares nicht beruhigen. "So eine Einrichtung hat doch eine Fürsorgepflicht. Ich weiß noch nicht, wie ich das meinen Eltern beibringen soll", sagt sie.

Sweelin Heuss, Sprecherin der Stiftung Alsterdorf, bestätigt zwar die Suche nach einem neuen Träger, versichert aber: "Dieser Standort wird nicht geschlossen. Er wird weitergeführt, dafür werden wir sorgen." Der Standort sei gut und die Bewohner fühlten sich hier wohl, das soll auch so bleiben, verspricht Heuss das Bestreben nach Kontinuität auch für die 99 Mitarbeiter.

Sie bestätigt auch, dass die Bewohner darüber informiert worden sind, dass drei Häuser der Stadtmission in Kiel bereits an neue, stabile Träger verkauft sind. Nach diesem Vorbild würde es auch in Reinbek laufen, versichert sie. "Wir sind noch in Gesprächen mit potenziellen Interessenten." Über die Gründe wolle sich die Stiftung derzeitig noch nicht äußern.

Das Haus legt Wert auf ein familiäres Miteinander. Es gibt neun Wohngruppen, die ein Gefühl von Gemeinsamkeit vermitteln. Eine wurde für Demenzkranke eingerichtet. Das Seniorenstift ist Zentrum einer großen Wohnanlage mit 72 altengerechten Wohnungen, die von der Semmelhack Wohnungsbaugesellschaft mbH realisiert wurden. Die Vermietung läuft über die Bismarck Seniorenstift GmbH, eine hundertprozentigen Tochter der Baufirma, die auch als Verpächter für die Stadtmission fungiert.